Fusion steht auf der Kippe

Die Filmförderungen in Hamburg und Schleswig-Holstein würden sich schon zusammenschließen wollen. Doch der Medienstaatsvertrag betrifft auch die Landesmedienanstalten. Und die sorgen sich um ihre gewachsenen Strukturen

Am 1. März könnte es so weit sein. Dann könnte der neue Medienstaatsvertrag in Kraft treten, und die Filmförderungen aus Hamburg und Schleswig-Holstein wären endlich unter einem Dach. Vorbei wären die Zeiten, in denen Filmemacher Drehorte, die nicht vorgesehen waren, in ihre Drehbücher schmuggeln müssen, nur damit auch die Filmförderung des Nachbarlandes Geld herausrückt. „Ich finde ja, alles ist gut, was in die Richtung geht, die Kleinstaaterei aufzubrechen“, sagte Eva Huber, die Chefin der Filmförderung Hamburg, gestern bei ihrer jährlichen Pressekonferenz. Immerhin habe Schleswig-Holstein zwei Meere zu bieten und jede Menge Schlösser. Hamburg wiederum sei „die Metropole“. „Vom Drehen her ist das ein absoluter Gewinn“, sagt Huber.

Wie es aussieht, wird aus der Fusion allerdings so schnell nichts werden. Während die CDU-Mehrheit der Hamburger Bürgerschaft den neuen Medienstaatsvertrag am vergangenen Donnerstag abnickte, wird die Zustimmung im schleswig-holsteinischen Landtag wohl an der mitregierenden SPD scheitern. „Ich glaube nicht, dass es eine Einigung gibt“, sagt Peter Eichstädt, der medienpolitische Sprecher der Kieler SPD-Fraktion, im Hinblick auf die entscheidende Ausschusssitzung am 14. Februar.

Das Problem dabei ist weniger die Filmförderung. Dass deren schleswig-holsteinischer Teil nicht so sehr mit der Hamburger Schwester fusionieren als ihr „beitreten“ würde, findet Eichstädt „im Prinzip nichts Schlimmes“. Einige Institutionen wie den „Tatort“ aus Kiel oder auch den „Schleswig-Holstein Filmpreis“ möchte er abgesichert sehen, und in die Geschäftsführung der neuen Filmförderungs-Anstalt soll eine „zweite Kraft“ aus Schleswig-Holstein aufrücken. Aber das war es dann schon.

Auch bei der „Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein“ sieht man keine allzu großen Probleme. „Die Filmemacher sind, wenn sie einen Spielfilm machen, in Schleswig-Holstein gut aufgehoben, was die Location angeht“, sagt Geschäftsführer Bernd-Günther Nahm. Aber die Infrastruktur sei nicht vorhanden. „Dass eine Produktionsfirma sagt, wir lassen uns in Kiel oder Flensburg nieder“, komme nur bei „fernsehnahen Sachen“ vor.

Nahm würde gerne gesichert sehen, dass die schleswig-holsteinischen Filmemacher die gleichen Chancen bekommen wie ihre Hamburger Kollegen, ansonsten sieht er in einer Fusion der Filmförderungen auch Vorteile. So seien die 1,2 Millionen Euro im Jahr, mit denen der NDR in Schleswig-Holstein Filme fördert, bislang fast nur an Produktionen vergeben worden, die im Radio oder im Fernsehen laufen. „Diese Bindung wäre aufgehoben worden“, glaubt Nahm. Profitiert hätten die freien Spielfilm-Produktionen.

Doch der Medienstaatsvertrag regelt nicht nur die Zuständigkeiten bei der Filmförderung. Vor allem geht es darin um die Landesmedienanstalten, jene Behörden, die die Radio- und Fernsehsender kontrollieren. So soll die neue, vereinte Landesmedienanstalt laut Staatsvertrag in Norderstedt sitzen. „Sie wissen ja, Norderstedt ist gefühltes Hamburg“, sagt SPD-Mann Eichstädt.

Noch weniger aber will sich auch die schleswig-holsteinische SPD-Fraktion damit abfinden, dass der Landesmedienanstalt der Bereich „Medienkompetenzvermittlung“ entzogen wird. Es geht dabei um Dinge wie Studien zum Thema „Gewaltvideos und Pornos auf Handys von Jugendlichen“ oder um Broschüren, die Tipps zum sicheren Chatten im Internet geben, damit die Jugendlichen nicht Opfer von Pädophilen werden. Es geht aber auch um Zertifikate wie „Easy to use“, mit dem in Schleswig-Holstein etwa Satelliten-Receiver ausgezeichnet werden.

„Auch die neue Anstalt“, sagt SPD-Mann Eichstädt, „soll die Förderung der Medienkompetenz als originäre Aufgabe wahrnehmen.“ Dazu sei auch eine bessere finanzielle Ausstattung nötig. Es gehe um 1,1 Millionen Euro im Jahr, schätzt Eichstädt, der einen „Änderungs-Staatsvertrag“ einbringen will. Wenn der abgelehnt wird, müsse man von vorn verhandeln. DANIEL WIESE