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■ Mit den NBA-Basketballern will endlich der Minussender DSF an die Kids. Das klappt nur langsam

„Boah! Neue Frisur! Echt kurzgeschoren!“ Der Moderator, der auf dem Sportkanal DSF vom NBA-Spiel zwischen den San Antonio Spurs und den L.A. Lakers berichtet, hat den Blick fürs Wesentliche. „Hier noch mal die Defense, quatsch: Hier noch mal die Offense par excellence von der Dreierlinie.“ Frank Buschmann heißt der Experte, der für den Sender die laufende Saison der US- Basketballiga kommentiert. Er hockt in München vor dem Bildschirm und versucht mit seiner dem Fachjournalistischen eher fremden Sprache dem Sender ein jugendliches Profil zu geben. Das will der Sender erlangen, indem er US-Sportarten zeigt, die hierzulande schon länger zu Popereignissen hochgehubelt werden sollen – so wie der NBA-Basketball.

Damit versucht der Sender zwei Zielgruppen zugleich zu bedienen. Diejenigen, die unter NBA vor allem ein Event verstehen einerseits. Andererseits jene handverlesenen Sportexperten, die abends in der Kneipe damit angeben können, daß sie wissen, wer 1991 der beste Rookie war. Dieses bedient Frank Buschmann, bislang für die Studiomoderation zuständig. Die Kids und Teens aber soll seit neuestem Randle Nestor ansprechen, ein 23jähriger Afrodeutscher.

Seit einer Woche läuft die neue NBA-Saison. Vorher streikten die Spieler, und der Münchner Sender aus dem Reich des Leo Kirch mußte unter dem Titel „NBA-Classics“ Konserven senden. Da guckten schon mal 300.000 Leute zu, was für den Minisender DSF richtig viele sind. Nun erreichte Dallas– Seattle am Sonntag immerhin 150.000 Zuschauer. „Fast 2 Prozent Marktanteil“ schwärmt Bernard Wöstehoff von der DSF-Pressestelle. Genaugenommen sind es 1,8 Prozent, durchschnittlich krebst der Sender nach eigenen Angaben nur bei 1,3 Prozent rum.

DSF-Chef Rainer Hüther hat kürzlich stolz verkündet, 1998 nur noch 82 Millionen Miese gemacht zu haben – 1997 waren es offiziell 115,9 Mio. Das soll auch dank der US-Sportarten schrumpfen.

Helfen sollen die Werbekunden. Sponsor der Sendung ist adidas, fest gebucht sind Spots von Sprite und Bahlsen. Sogar die Keksfabrikanten gelten als american orientiert. 2.310 Mark verlangt der Sender der Preisliste zufolge für einen 30-Sekunden-Spot. Kein Vergleich mit den USA: Das Network NBC, das die Basketballer im Free-TV exklusiv zeigt, nimmt 90.000 Dollar für 30 Sekunden, in den Playoffs (der Endrunde) gar 450.000 Dollar. In Deutschland, gibt DSF-Mann Wöstehoff zu, sei NBA-Basketball eben „ein ganz anderes Produkt“. Und damit gehe es auch nur „sehr langsam voran“.

Neuer Moderator, mehr US- like Werbung und veränderte Sendezeiten sollen's jetzt bringen. Randle Nestor, sein Nachfolger zieht einen Fuß unter den Oberschenkel, lehnt sich weit zurück und fragt: „Wer von euch hätte denn mal Bock, sich ein NBA- Spiel live anzuschauen?“ Das ist schon cooler, als wenn Frank Buschmann ein „Uihjuihjuih“ entfährt. Martin Krauß