Glos droht der Airbus-Mutter

Jobverluste in Deutschland wegen der Airbus-Krise könnten dem Mutterkonzern EADS wertvolle Militäraufträge kosten. Deutsche Werke landen in einem internen Ranking auf Spitzenplätzen

VON CHRISTIAN HONNENS

Das will sich die Bundesregierung nicht bieten lassen: Weil Airbus mit Zahlenspielen bereits den Jobabbau in Deutschland simuliert, prescht Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) mit ungewohnt forschen Drohungen gegen den Mutterkonzern EADS voran. Er droht, dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern Rüstungsaufträge zu entziehen, falls wesentliche Teile der Produktion beim Tochterunternehmen Airbus nach Frankreich verlegt werden. „Wir bestehen darauf, dass Deutschland als Hochtechnologie-Standort von Airbus – insbesondere im Rumpfbau – bestehen bleibt. Sollte das nicht der Fall sein, so müsste Deutschland seine Rüstungsaufträge bei der Airbus-Konzernmutter EADS überprüfen“, sagte Glos gestern der Bild am Sonntag.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich laut Spiegel mit dem Airbus-Chef Louis Gallois treffen, der zugleich EADS Ko-Chef ist. Ziel sei es, dass die deutschen Standorte bei einem Stellenabbau nicht überproportional belastet und wichtige Kompetenzen nicht nach Frankreich verlagert würden. Obwohl über konkrete Pläne des angeschlagenen Flugzeugbauers immer noch wenig bekannt ist, protestierten am Wochenende bundesweit 24.000 Beschäftigte gegen den drohenden Jobverlust. Erst in zwei Wochen will Gallois Details des Sparprogramms „Power8“ vorstellen. Medienberichte über bis zu 10.000 Arbeitsplätze, die abgebaut werden könnten, wies EADS als Spekulationen zurück. Zugleich werden „harte Einschnitte“ in Aussicht gestellt. In Paris wird erwartet, dass Airbus dabei keine Ausgliederung von Werken ankündigen, sondern Produktivitätsziele nennen wird.

Als Grundlage des Sparprogramms und der neuen Ziele gelten die Ergebnisse eines Produktivitätsvergleichs unter allen europäischen Airbus-Werken. Zehn Wochen hatten zwei unabhängige Teams im Auftrag Gallois’ über 400 Punkte pro Standort bewertet. Das Ergebnis: Die Werke in Deutschland sind produktiver als die in Frankreich, berichtet der Focus aus einem internen Firmenpapier. Zu den beiden besten Werken gehören die größten deutschen Standorte in Bremen und Hamburg. Über das Hamburger Werk heißt es: In der Endmontage sind die Produktionsabläufe besonders gut aufeinander abgestimmt, und die zeitlichen Vorgaben würden hier am genauesten eingehalten.

Insgesamt belegen die deutschen Werke im Länderranking den zweiten Platz – hinter Großbritannien und vor Frankreich und Spanien. Airbus France habe nach einer Studie der Unternehmensberatung Stratorg jedoch schon erheblich mehr zur Produktivitätssteigerung getan als Airbus Deutschland. In Frankreich würden schon 55 Prozent der Entwicklung und 45 Prozent der Fertigung ausgegliedert. Anders als die Deutschen hätten die Franzosen zudem wegen „Power8“ schon mit dem Abbau von 10 Prozent der Verwaltungsstellen begonnen.