Im Hochbau ist Frankfurt Spitze

■ An der Hochhauskulisse des Bankenzentrums am Main wird unermüdlich gearbeitet: Bald gibt es 17 Wolkenkratzer

Daß in Frankfurt der Hochhauswettlauf des Kapitals – nach den 70er und 80er Jahren – neuen Auftrieb erhält, liegt nicht zum geringsten Teil an Baudezernent Martin Wentz (SPD). Der unterzieht seit Jahren die Innenstadt an spezifischen Standorten einem „städtebaulichen Modernisierungsprogramm“. Doch die Strategie der 70er Jahre, entlang der Mainzer Landstraße die Hochhäuser wachsen zu lassen, um die historische Stadtmitte von Türmen freizuhalten, ist nun der Haltung gewichen, auch zentrumsnah hoch zu bauen. Begründet wird der Schwenk damit, daß die Spargel nicht mehr nur hochschießen, sondern in ihren blockförmigen Sockelgeschossen auch „Malls“, Restaurants und Wohnungen beherbergen – also „stadtverträglich“ und „lebendig“ seien. Daß abends der „öffentliche Raum“ geschlossen wird, scheint den politischen Planern gleichgültig.

Das architektonische Konzept der beiden Deutsche-Bank-Türme (158 Meter), rund um die Spitzen eine „Fußbebauung“ zu realisieren, wurde zunächst beim Messe- Tower (259 Meter) zum Teil übernommen. Die neue Generation der phallischen Gebilde eröffnete 1992/93 die DG-Bank an der Mainzer Landstraße mit 208 Metern und einem – bis heute unbelebten – Atrium. Ihr folgten im gleichen Jahr der ebenso hohe dreieckige Tower gegenüber der Taunusanlage. Den Sprung über die Mainzer Landstraße hinein in die City hatte die Bank für Gemeinwirtschaft mit schlanken 170 Metern als erste in den 80er Jahren gewagt. Der neueste Bau in der Hochhauskulisse ist das Japan- Center am Taunus-Tor mit bloßen 115 Metern Höhe, dessen dicker quadratischer Grundriß mit asiatischem Design daraus aber einen starken August macht. Daneben reckt sich – über einer offenen Passage – die dreieckige Commerzbank-Zentrale in die Höhe (258 Meter). Einen Steinwurf weiter wird der Eurotower (149 Meter) gerade saniert. Und die Prospekte für den Neubau der Landesbank Hessen-Thüringen zeigen an, daß dort 205 Meter hochgezogen werden.

Dem Konkreten folgen in Frankfurt die Visionen auf den Fuß, seit die CDU im Römer regiert. Richard Rogers plant für die Telekom eine über 200 Meter hohe Spitze. Der längst gekippt geglaubte Campanile (knapp 300 Meter) an der Schleusenstraße soll auferstehen. Insgesamt 17 Wolkenkratzer würden dann die Skyline von Frankfurt zieren. Und um den Hochhauswahn komplett zu machen, hat das Hamburger Büro Gmp einen städtebaulichen Plan vorgelegt, der links und rechts der Bahntrasse den Hauptbahnhof gleich von einem ganzen Dutzend 300-Meter-Türmen umzingelt.