Auch Soldatinnen sind Mörderinnen

■ Grüne Sicherheitspolitikerinnen gegen Frauen in der Bundeswehr

Bonn (taz) – In der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen bahnt sich eine Auseinandersetzung über die Öffnung der Bundeswehr für Frauen an. Die sicherheitspolitische Sprecherin der Fraktion, Angelika Beer, wandte sich gestern entschieden gegen jede weitere Einbeziehung von Frauen in die Streitkräfte. Die Forderung der Bündnisgrünen im Hinblick auf die Bundeswehr laute weiterhin: „Nicht Frauen rein, sondern Männer raus“. Dagegen hatte die frauenpolitische Sprecherin der Fraktion, Rita Grießhaber, kürzlich die Öffnung der Bundeswehr für Frauen auf freiwilliger Basis gefordert.

Nach dem Eindruck Angelika Beers mehren sich die Versuche, Frauen als Lückenbüßerinnen in die Bundeswehr einzubeziehen. Bislang dürften Frauen zwar nur im Sanitätsdienst oder im Musikkorps Dienst tun. Gegenwärtig prüfe die Regierung aber den Vorschlag des Verteidigungsministers, Frauen auch im Wachdienst einzusetzen. Die Erhöhung des Frauenanteils diene der Legitimierung und Verherrlichung des Militärs und seiner weltweiten Einsätze, sagten Angelika Beer und die Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Frieden, Reinhild Hugenroth.

Eine Diskussion über die Emanzipation von Frauen und das Militär wolle sie nicht verhindern, versicherte Angelika Beer. Sie teile aber die auch in Grünen-Beschlüssen festgehaltene These, „daß die Ausbildung zum Töten-Können nicht emanzipatorisch“ sei.

Auch ein „Gender-Training“ für die in Ex-Jugoslawien eingesetzten Bundeswehr-Soldaten lehnte Angelika Beer ab. Eine solche Ausbildung, mit der den Militärs ein rücksichtsvoller Umgang mit den traumatisierten Frauen in Bosnien beigebracht werden soll, hatte kürzlich die Grünen-Bundestagsabgeordnete Waltraud Schoppe gefordert.

Eine Verfassungsänderung, die Frauen den Dienst an der Waffe ermöglicht, steht nicht bevor. Im Verteidigungsausschuß vertraten unlängst auch Politiker von Union und SPD die Ansicht, eine Grundgesetzänderung sei nicht durchzusetzten.Hans Monath

Abbildung: taz-Archiv