Kabinett in Vorbereitung

REBELLION Der ehemalige Justizminister proklamiert eine Übergangsregierung. Aufständische haben inzwischen die Stadt Sawija erobert

BENGHASI/BERLIN rtr/afp/taz | Die Opposition in Libyen hat unter der Führung des früheren Justizministers des Landes eine Übergangsregierung ausgerufen. Die Mitglieder des neuen Kabinetts würden aus allen Teilen des Landes stammen, sagte Mustafa Abdel Dschalil am Samstag.

Die Entscheidung, eine neue Regierung zu bilden, sei von den Mitgliedern lokaler Räte in den östlichen Regionen des Landes gebildet worden. Sie soll sich aus Mitgliedern der Zivilgesellschaft und des Militärs zusammensetzen, Neuwahlen vorbereiten und höchstens drei Monate im Amt sein, fügte Dschalil gegenüber al-Dschasira hinzu.

Hauptstadt des Landes soll Tripolis bleiben. Dschalil, der sich in der Stadt al-Baida östlich von Bengasi äußerte, war vor knapp einer Woche aus Protest gegen Gaddafi und das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten von seinem Amt zurückgetreten.

Am Samstag hatte Saif al-Islam, einer der Söhne Gaddafis, beteuert, dass in drei Vierteln des Landes das normale Leben weitergehe. Dagegen gaben Regimegegner an, sie würden 80 Prozent Libyens kontrollieren.

Laut dem britischen Rundfunksender BBC war die Lage am Wochenende in der Hauptstadt Tripolis ruhig, die Geschäfte waren geöffnet. Doch in dem Arbeiterviertel Tajura, wo es in den vergangenen Tagen zu Protesten gekommen war, bauten Bewohner Barrikaden aus Steinbrocken, Zementblöcken und den Stämmen gefällter Palmen, um zu verhindern, dass Autos mit bewaffneten Gaddafi-Anhängern eindringen.

Während Gaddafi-Gegner seit Tagen den Osten des Landes kontrollieren, haben sie offenbar nun auch Sawija übernommen, das dreißig Kilometer westlich der Hauptstadt liegt. Dies berichtete ein Redakteur der BBC, der an einer von dem Regime organisierten Tour in diese Gegend teilnahm. Nach Angaben von Einwohnern hätten die Regimetruppen mehrmals versucht, die Stadt einzunehmen, aber die Rebellion dauere seit dem 17. Februar an und gehe weiter. Im Zentrum von Sawija waren laut BBC Hunderte von Demonstranten zu sehen. Einige schossen in die Luft, sagten aber, dass sie friedlich protestieren würden, jedoch bereit seien zu kämpfen.