LESERINNENBRIEFE
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Fordert die taz Militärintervention?

■ betr.: „Gaddafi zerstört Libyen – der Westen rettet nur die eigenen Leute“, taz vom 26./27. 2. 11

Da staunt der Leser. Ich sinne seit Stunden über Eure heutige Titelseite. Was wollt Ihr damit sagen? Ist „der Westen“ böse, weil er „nur“ die eigenen Leute rettet?! Zufällig habe ich gestern bei einer türkischen Familie im Satellitenfernsehen gesehen, dass zigtausende Türken in Libyen festsitzen und versuchen, in ihre Heimat zurückzukommen. Teilweise werden sie mit türkischen Marineschiffen rausgeholt. Was aber wolltet Ihr mit Eurer Titelzeile vermitteln? Seid ihr Euch dessen bewusst, dass sie zumindest sehr missverständlich ist? Sie erweckt den Eindruck, die taz fordere eine Militärintervention. Das ist doch schizophren. Vielleicht spiegelt sie ja aber nur die ganze Zerrissenheit der Grünen und auch der taz wider. Bundeswehreinsatz in Afghanistan? Ja. Nein! Ja … aber! Jain …!!! WOLFRAM ROGER, Bremen

Ein Zwerg bleibt ein Zwerg

■ betr.: „Prof. verboten“, taz vom 22. 2. 11

Für Herrn Lauterbach: Ein Zwerg bleibt ein Zwerg,und stünd er auf dem höchsten Berg. Er soll alle Doktoren im Bundestag durch dieselbe Software überprüfen lassen, ähnlich der Stasi-Überprüfung. Auf das Ergebnis wäre ich gespannt. UTA HENKEL, Unterweißbach

Lug und Trug, Sex and Crime

■ betr.: „Uni Bayreuth kassiert Doktortitel“, taz vom 25. 2. 11

Ich beglückwünsche Sie und ihre Leser zum ersten Artikel in Sachen Guttenberg, der die wirklich interessanten Fragen über die Wege und Umwege zu Doktortiteln an deutschen Universitäten anreißt. Das laute Schweigen, das aus den heiligen Hallen der Wissenschaft dröhnt, gibt schon einen Hinweis darauf, dass der Fall Guttenberg mehr ist als nur ein akademischer Betriebsunfall in Bayreuth. Immer öfter ermöglichen die Blicke hinter die Fassaden wissenschaftlicher Normierungen und Selbstdarstellungsroutinen die Bestätigung, dass es sich dort um ganz normale Büros mit ganz trivialen Bewohnern handelt. Dort kann man dann alles finden, was man aus Hollywood auch schon kennt: Lug und Trug, Sex and Crime, Verrat und Kumpanei – das ganz normale Leben. Nur was die Wirkmächtigkeit menschlicher Eitelkeiten angeht, dürfte die Filmindustrie noch knapp die Nase vorne haben. KLAUS BECKER, Bergisch Gladbach

Wissenschaftliche Scheuklappen

■ betr.: „Es winkt die RWE-Lobby“, taz vom 24. 2. 11

Herr Rahmstorf schreibt, dass in „der kleinen Eiszeit, im sogenannten Maunder-Minimum des späten 17. Jahrhunderts, die globale Temperatur nur wenige Zehntel (Grad) kühler war, als davor“. Wie bei einer Abkühlung um Zehntelgrade, etwa 0,3 Grad Celsius – wie er an anderer Stelle maximal eingeräumt hat – die Themse zufrieren könnte, müsste der Klimaforscher Rahmstorf dem erstaunten Publikum erklären. Ihm geht es vornehmlich darum, die Variabilität des natürlichen Klimas durch historische Verfälschung kleinzureden. Hinsichtlich der anthropogenen Klimaeinflüsse gehen wir alle zu Recht von möglichen Verstärkungseffekten aus.

Dass die Verstärkungseffekte der Einstrahlungsunterschiede des elfjährigen Sonnenzyklus durch veränderte Abschirmung in der kosmischen Strahlung (Lockwood, Svensmark, Shaviv, Kirkby und Weber) bei Herrn Rahmstorf nicht berücksichtigt werden, zeigt, dass Herr Rahmstorf wissenschaftliche Scheuklappen aufgesetzt hat. Er sollte eine politische Laufbahn anstreben. Da wäre er besser aufgehoben. Der unsachliche und beleidigende Vergleich meiner Person mit der Tea-Party-Bewegung stünde ihm dann auch besser zu Gesicht als einem ernstzunehmenden Wissenschaftler.

FRITZ VAHRENHOLT, Essen