harald strutz
: Bürde des Amtes

Seit elf Spielen nicht gewonnen, Tabellenletzter und mit 24 Gegentoren die Schießbude der Liga: Es gibt allen Grund für Harald Strutz, sich Sorgen um seinen Verein, den FSV Mainz 05, zu machen. Nach der 0:4-Schlappe am Samstag bei Schalke 04 gestand der Präsident erstmals ein: „Wir befinden uns in einer sehr, sehr schwierigen Situation.“ Strutz ist vor drei Wochen auf der Jahreshauptversammlung des Vereins in seinem Amt bestätigt worden, er geht in sein 19. Jahr als Präsident von Mainz 05. Er ist der am längsten amtierende Präsident der Bundesliga, doch es sieht so aus, als könnte das 19. Jahr sein schwierigstes werden. Für Strutz geht es darum, den Verein vor einem Fall zu bewahren.

Nach zwei elften Plätzen in den vergangenen Spielzeiten wollte der Präsident diese Saison einen weiteren Schritt nach vorne machen und sich „in der Liga etablieren“. Doch die Hoffnungsträger, die für verhältnismäßig viel Geld eingekauft wurden, enttäuschen. Und mit Geld lassen sich nicht die Tugenden bezahlen, die Mainz 05 in der Vergangenheit ausgezeichnet haben: totale Identifikation und unbändiger Wille. Der ungebrochene Optimismus des Trainers Jürgen Klopp sei gut und schön, bringen derzeit aber wenig. Nun soll in der Winterpause der Kader nochmals verstärkt werden. Aber wo? Und woher soll das Geld kommen?

Zur sportlichen Krise hat sich der Verein eine weitere Bürde auferlegt. Diese Woche soll über den Bau eines neuen Stadions entschieden werden. Von den Verantwortlichen um Präsident Strutz wird das als ein unumgänglicher Schritt betrachtet, den Verbleib in der Bundesliga langfristig zu sichern. Doch zum einen ist die Finanzierung noch nicht geklärt; ohne die Unterstützung des Landes wird der Verein sich hoch verschulden müssen. Zum anderen gibt es Überlegungen, das Stadion auf hessischem Gebiet zu bauen. Für den Mainzer Fan ein unzumutbares Szenario.

Schwere Zeiten für den Präsidenten. Harald Strutz muss auch aufpassen, dass er die Fans nicht verprellt, das heißt das Risiko abschätzen, dass er eingeht, wenn in Zukunft nur noch zehntausend Fans in ein neues Stadion kommen, weil Mainz gegen Greuther Fürth antritt statt gegen Schalke. BASTIAN HENRICHS