Schilfröhricht und Seggenrieder

Die ausgedehnten Auenlandschaften des Elbe-Havel-Winkels in der Umgebung Havelbergs laden zu herbstlichen Spaziergängen ein. Wer hier über Nacht bleiben will, kann in Garz ebenso stilvoll wie preiswert unterkommen

Der Elbe-Havel-Winkel war schon vor über 1.000 Jahren ein sehr begehrter Landstrich. Im Zuge der Ostexpansion kamen die Deutschen und gründeten das Bistum Havelberg. Im 12. Jahrhundert wurde schließlich der steinerne Dom mit dem dazugehörigen Kloster erbaut, der bis heute das städtische Ortsbild prägt. Inzwischen ist es hier ruhiger geworden. Und genau deshalb entdecken immer mehr Berliner diese Region – nicht nur wegen des malerisch gelegenen Havelbergs, sondern auch wegen der ausgedehnten Auenlandschaften in der Umgebung.

Als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für Watt- und Wasservögel hat der Elbe-Havel-Winkel eine wichtige Rolle und ist seit 1978 als Feuchtgebiet „Untere Havel“ ausgewiesen. Der in Sachsen-Anhalt liegende Teil des Gebietes ist auch Vogelschutzgebiet. Das Haveldeichvorland ist Lebensraum vieler auentypischer Tier- und Pflanzenarten und Rastplatz für Zugvögel, wie etwa Gänse und Kraniche. In der abwechslungsreichen Landschaft mit Feuchtwiesen, Schilfröhricht und Seggenrieder ist eine Vielzahl bedrohter Vogelarten – wie Fischadler und Schwarzstorch – anzutreffen, außerdem Biber, Fischotter, Kammmolch, Rotbauchunke, Moorfrosch und Kreuzkröte.

Ein Großteil der Deiche, die das Hinterland samt Ortschaften vor Überschwemmungen in den Auen schützen, sind mit gepflasterten Wegen versehen, die sich sowohl für Spaziergänge wie für Radtouren eignen.

Die unberührte Natur entfaltet ihren Charme nicht nur in der warmen Jahreszeit: Im Herbst und Winter sind die Auen häufig überflutet. Leichter Bodennebel oder eingeschneite Felder und Baumgruppen erzeugen dann eine ganz besondere Stimmung.

Ein besonderer Ortsteil Havelbergs ist Garz. Das denkmalgeschützte Dorf liegt rund 15 Kilometer von der Stadt entfernt, mitten im Naturschutzgebiet. Im späten 19. Jahrhundert fast komplett einem Brand zum Opfer gefallen, wurde der Ort mit zum Teil städtisch wirkenden Häusern schnell wieder aufgebaut. Der Berliner Architekt und Stadtplaner Joachim Klose hat zwei denkmalgeschützte Vierseitenhöfe aus der Zeit um 1900 gekauft und rekonstruiert. Seit die Gebäude der Höfe ausgebaut sind, finden Urlauber hier ein Domizil. Garz liegt abseits der Landstraße direkt an der Havel. Vom Dorfhafen aus können Bootsfahrten bis in die Elbauen gemacht werden. Über den Elbe-Fernradweg und die „Straße der Romanik“ kann die Region auf dem Landweg erschlossen werden. LARS KLAASSEN

Die nach Denkmalschutzrichtlinien sanierten Havelhöfe Garz haben unterschiedlich große Appartements, bepflanzte Innenhöfe mit Sonnenterrassen, einen Grillplatz und eine Sauna. Preise für ein Doppelzimmer ab 13,50 € pro Nacht und Person; Einzelpersonen zahlen 15 € pro Nacht (zzgl. Endreinigung). Infos: www.havelhoefe.de