Beklommener Protest in Bremen

15 T-Shirts, gut 4.000 TeilnehmerInnen und viel beschworene Solidarität prägen die Bremer Airbus-Kundgebung

Eher ratlos als kämpferisch, eher ohnmächtig als wütend: Auch in Bremen ist niemand im Airbus-Werk geblieben, gestern Vormittag, gegen 11 Uhr. An die 4.500 Teilnehmer stark schätzt die Polizei die Kundgebung, das sind fast 1.000 mehr, als die Gesamtbelegschaft, man ist mobilisiert, klar. Aber gegen wen? Das Management, klar, aber gegen das gehobene. Die Standortleitung jedenfalls ist für nichts verantwortlich in der Krise, da haben die doch nichts mit zu tun, und die Lokalpolitik ist auch da, um Schulterschluss zu demonstrieren. Der Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek (CDU), sein Vorgänger Peter Gloystein (CDU), der bremische Luft-und Raumfahrtkoordinator Gerhard Schneider und der Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD).

Böhrnsen sagt, dass „Frankreich seinen Einfluss Jahr für Jahr immer weiter ausgedehnt“ habe, dass „Deutschland endlich eine starke Industriepolitik“ brauche und dass es nicht sein dürfe, dass Kompetenzen nach England verlagert würden, obwohl „England nicht einmal mehr Anteilseigner“ sei. Stille, bevor der Beifall einsetzt, ein wenig, wie in einem philharmonischen Konzert , allmählich heben sich Hände, es wird geklatscht. Und am stärksten, als der Bürgermeister feststellt, dass die schwierige Situation „durch Managementfehler verursacht“ wurde. Und dass es „nicht sein“ dürfe, „dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dies ausbaden müssen“.

Oft beschworen wird die Solidarität, die betriebsinterne, die der norddeutschen Standorte: Es werden T-Shirts ausgegeben, zwei ganz weiße, 13 mit Buchstaben, die Träger bilden in eine Kette gestellt den Satz „Wir sind Airbus“. Der Betriebsratsvorsitzende Johann Dahnken sagt „zwischen uns passt kein Blatt“. Und mit „uns“ meint er: Alle Werke in Norddeutschland. Aber der eine oder die andere sehen das nicht ganz so: Ist man nicht stets Klassenbester gewesen? Das in den Evaluierungen für den internen Gebrauch mit „sehr gut“ benotete Muster an Effizienz? Den Groll hat man sich verboten, er bleibt ohne Namen, aber rund ein Drittel der Arbeitsplätze im Bremer Werk soll auf der Kippe stehen. „Wir haben da überhaupt nichts in der Hand“, sagt einer aus der Airbus-Belegschaft.BENNO SCHIRRMEISTER