Neue Ohrwürmer gesucht

Töne haben im Film eine essenzielle Funktion. In diesem Jahr ist Musik und Sound der Themenschwerpunkt beim 2. Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln

VON PETER ORTMANN

Im Intercity klingelt ein Handy. Eine kurze Melodie erklingt. Gleichzeitig zischt die Verbindungstür. Darth Vader. Luke Skywalker? Die assoziative Verbindung zwischen Ton und Geräusch hat funktioniert. Leitmotivtechnik wird der Effekt bei den Filmmusikern genannt. Der Sound in einem Film hat seit seinen Anfängen im 19. Jahrhundert Marketing-Aufgaben übernommen. Dennoch wird Musik und Ton in der Film-Produktion und -Rezeption nicht annähernd der gleiche Stellenwert beigemessen wie dem Bild. Dabei wären ohne unterstützende Töne und Geräusche alle Filme noch Stummfilme. Und wer wollte auf die nervende Tonserie verzichten, bevor der weiße Hai das erste Mal zubeißt?

Ein besonderes Augenmerk legt das Internationale Frauenfilmfestival deshalb in diesem Jahr auf Filmmusik und internationale Filmkomponistinnen. Einige werden unter dem Motto „Musik“ in Dortmund zu Gast sein und ihre Arbeit vorstellen. Ein besonderes politisches Statement braucht das Festival dafür nicht. Geht man die Liste der wichtigsten Filmmusiker in Hollywood durch, so wird darunter, wie bei den Regisseurinnen, keine Frau zu finden sein. „Dieses Frauenfilmfestival ist anders als das, was man von uns gewohnt ist“, sagt Silke J. Räbinger, Festivalleiterin in Dortmund. Und weil „die richtige Musik zum Film zu finden, schwierig ist“, biete das Filmfest neben den rund 100 Filmen, dem Internationalen Wettbewerb um den mit 25.000 Euro dotierten Regisseurinnen-Preis ein umfangreiches, theoretisches und praktisches Workshop- und Seminarprogramm an, das sich vor allem an Musikerinnen, Regisseurinnen und Komponistinnen richtet.

Der Clou (auch ein Film mit Ohrwurm-Leitmotiv): Interessierte Musikerinnen können sich ab sofort zu einem Pitching anmelden. Gesucht wird neue Filmmusik, die dann in einem Festival-Workshop präsentiert wird. Ausgangsmaterial ist entweder der Dokumentarfilm „Unterm Zelt“ von Sibylle Stürmer und/oder der Spielfilm „In the milk“ von Nathalie Percillier, zu dem ein Lied gesucht wird. Musikerinnen können das gesamte Drehbuch und den Film als mpeg erhalten. „In the milk“ ist eine Komödie mit Tanz und Gesangseinlagen à la Bollywood. Das gesuchte Lied sollte einfach sein und variiert werden zwischen indischer Popmusik und Techno.

Erst seit dem letzten Jahr firmieren die beiden Frauenfilmfestivals „Feminale“ (Köln) und „femme totale“ (Dortmund) gemeinsam unter dem Namen: „Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln“. Das jährlich stattfindende einzige Frauenfilmfestival Deutschlands wird weiterhin abwechselnd an Rhein und Ruhr veranstaltet, allerdings kann es dafür mit einem Budget von rund 450.000 Euro operieren, das sich im Wesentlichen aus Mitteln des Landes, des Bundes, der Städte Köln und Dortmund und der Filmstiftung NRW zusammensetzt. Die Querelen um Finanzierung und Standort der letzten Jahre scheinen damit erst einmal vom Tisch.

Die acht Filme für den Wettbewerb um den biennalen Regisseurinnen-Preis in Dortmund stehen momentan noch nicht fest. „Da werden die Filme momentan noch hin und her geschoben“, sagt Räbinger. Ihr Team wolle auch die Berlinale (8. bis 18. Februar) abwarten. Allerdings werden dort kaum Filme von deutschen Filmemacherinnen vertreten sein.

Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln 17. bis 22. April 2007 Infos: 02 31-5025162