Aufruf zum Marsch auf Tripolis

LIBYEN Gaddafi bleibt hart, Bürgerkrieg nähert sich aber der Hauptstadt. Aufständische rufen für Freitag zu einem „Marsch auf Tripolis“ auf

TRIPOLIS/BENGASI dpa/dapd | Das Morden in Libyen nimmt kein Ende. Libysche Truppen, die auf den Befehl von Machthaber Muammar al-Gaddafi hören, griffen gestern die Stadt al-Sawija 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tripolis an. Die Stadt gleiche einem „Schlachthaus“, sagte ein Augenzeuge dem arabischen Nachrichtensender al-Arabia. „Es ist schwer, die vielen Toten und Verletzten zu zählen.“

Gaddafi meldete sich erneut im staatlichen Fernsehen zu Wort, wurde aber nicht im Bild gezeigt, sondern nur per Telefon zugeschaltet. Der libysche Führer erklärte, in al-Sawija spiele sich derzeit eine „Komödie“ ab. Derweil kursierten in Rom Gerüchte, nach denen Gaddafi sein Privatflugzeug vorbereite, um sich in ein befreundetes afrikanisches Land abzusetzen.

Auch in anderen Städten spitzten sich die Kämpfe zu. Nachdem sich die Behörden in der drittgrößten libyschen Stadt Misrata östlich von Tripolis offiziell der Opposition anschlossen, starteten Gaddafi-treue Kämpfer eine Offensive auf die Stadt, die zahlreiche Opfer gefordert haben soll. Auf einem Flugplatz bei Misrata schossen Milizionäre einem Anwohner zufolge auf eine Menschenkette. „Sie haben Leichenberge und Blutlachen hinterlassen“, sagte der Augenzeuge. Die Aufständischen im Osten Libyens riefen für den heutigen Freitag zu einem „Marsch auf Tripolis“ auf. In den Außenbezirken der Hauptstadt gingen Panzer in Stellung.

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