Grausamer Überfall von Boko Haram

NIGERIA Erneut sind mehr als 100 Menschen bei einem Angriff im Nordosten des Landes getötet worden

MAUDAGURI ap/afp | Überlebende Bewohner berichteten, die Aufständischen hätten bei dem Angriff am Freitag selbst gebaute Bomben in Häuser geworfen und jeden niedergeschossen, der flüchten wollte. Die schwerbewaffneten Boko-Haram-Kämpfer hätten demnach am frühen Morgen angegriffen, als sich die Dorfbewohner gerade zum Gebet versammeln wollten. Nach dem Massaker hätten die Extremisten in dem Ort Damboa ihre Flagge gehisst, sagten der Sprecher einer örtlichen Bürgerwehr und ein Menschenrechtsaktivist aus der Region am Samstag.

Damboa, rund 85 Kilometer von der Stadt Maiduguri, dem Geburtsort von Boko Haram und Hauptstadt des Bundesstaats Borno, war seit zwei Wochen umkämpft. Die Extremisten hatten am 4. Juli ein neues Panzerbataillon angriffen, das außerhalb des Orts stationiert wurde.

Das Verteidigungsministerium hatte berichtet, es habe den Angriff zurückgeschlagen und 50 Aufständische getötet. Doch Bewohner sagten, die Soldaten seien von dem Stützpunkt vertrieben und von den Boko-Haram-Kämpfern zweimal daran gehindert worden, zurückzukehren. Die Aufständischen hatten am Montag zudem den Zugang nach Damboa aus dem Süden abgeschnitten, indem sie eine Brücke sprengten.

In den vergangenen dreieinhalb Jahren sind laut Behördenangaben in der Region 176 Lehrer getötet worden. Seitdem die Islamistengruppe Boko Haram Anfang 2011 ihre Angriffe im Bundesstaat Borno intensivierte, wurden außerdem 900 Schulen zerstört, wie Gouverneur Kashum Shettima mitteilte. Die Extremisten kämpfen seit 2009 für einen islamischen Gottesstaat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Der Name der Organisation bedeutet übersetzt etwa „Westliche Bildung ist Sünde“. Borno ist eine Hochburg der Gruppe. Im Nachbarstaat Gombi wurde am Mittwoch ein deutscher Ausbilder entführt.

Im Konflikt zwischen Boko Haram und den nigerianischen Streitkräften wurden in den vergangenen fünf Jahren mehr als 10.000 Menschen getötet. Weltweit Schlagzeilen machte Boko Haram im April mit der Entführung von 276 Schülerinnen aus dem Ort Chibok. Die meisten Mädchen sind noch immer in der Gewalt der Islamisten.