298 Tote, Trauer und Wut weltweit

REAKTIONEN UN-Sicherheitsrat fordert Untersuchung

Flug MH17: Die Verkehrsmaschine der Malaysia Airlines von Amsterdam nach Kuala Lumpur wurde am Donnerstagnachmittag über der Ostukraine abgeschossen. Alle 298 Insassen sind tot: 189 Niederländer, 44 Malaysier, 27 Australier, 12 Indonesier, 9 Briten, 4 Belgier, 4 Deutsche, 3 Filipinos, 1 Kanadier, 1 Neuseeländer, 4 noch unbestätigt. Nach US-Berichten haben 23 die US-Staatsbürgerschaft.

Fluglinie verteidigt sich: Die Flugroute war von der europäischen Luftraumbehörde Eurocontrol gebilligt, erklärte Malaysia Airlines am Freitagnachmittag in Reaktion auf Kritik, man hätte die Ostukraine meiden müssen. Beantragt sei eine Flughöhe von 35.000 Fuß (10.700 Meter) gewesen. Die ukrainische Flugsicherung habe aber angewiesen, auf 33.000 Fuß zu fliegen. Seit dem Absturz umfliegt Malaysia Airlines die gesamte Ukraine weiträumig, ebenso wie die meisten anderen Fluglinien.

UN-Sicherheitsrat fordert Untersuchung: Auf einer Dringlichkeitssitzung am Freitag in New York sprach sich der UN-Sicherheitsrat in einer Erklärung eine „umfassende und unabhängige internationale Untersuchung“ des Absturzes. Dies entspricht Forderungen der Regierungen der USA, Australiens und anderer Länder. Russland schloss sich der Erklärung an.

Niederlande trauern: Die Niederlande sind das am schlimmsten betroffene Land. „Ich bin tieftraurig über diese schreckliche Nachricht“, erklärte König Willem-Alexander. „Unsere Gedanken sind bei den Familien, Freunden und Kollegen der Opfer und bei all denen, die noch nicht wissen, ob ihre Freunde an Bord waren.“ Ministerpräsident Mark Rutte erklärte, er sei „zutiefst schockiert“. Tausende Niederländer drückten ihre Anteilnahme in Kondolenzbüchern im Internet aus.

Aidskonferenz betroffen: 108 der Flugpassagiere waren nach australischen Medienberichten Delegierte für die am Sonntag beginnende 20. Welt-Aids-Konferenz im australischen Melbourne. Unter ihnen war der frühere Präsident der International Aids Society (IAS), Joep Lange, einer der bekanntesten internationalen HIV-Experten. Die IAS ist Mitorganisator der Welt-Aids-Konferenz. Im Gedenken an die Hingabe der verunglückten Kollegen im Kampf gegen Aids habe man beschlossen, die Konferenz trotzdem abzuhalten, teilte sie mit. Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte mit, dass auch einer ihrer Sprecher, Glenn Thomas, ums Leben kam.

Kämpfe gehen weiter: Auch nach dem Flugzeugabschuss in der Ostukraine haben sich Regierungseinheiten und Separatisten in dem Konfliktgebiet heftige Gefechte geliefert. Bei Kämpfen in Lugansk seien allein am Freitag mehr als 20 Zivilisten getötet worden, teilte die Stadtverwaltung mit. In Lissitschansk bei Lugansk geriet nach Artilleriebeschuss eine Raffinerie in Brand. Nach dem Beschuss eines Umspannwerks in Lugansk sei in 85 Prozent der Großstadt der Strom ausgefallen, hieß es. Die fehlende Energie habe zum zeitweiligen Ausfall der Wasserversorgung geführt. (dpa, afp, rtr)