Gerechte Leserflucht

Münsteraner protestieren gegen die überraschende Kündigung der MZ-Redaktion. Sogar die Kirche klagt

MÜNSTER taz ■ In Münster regt sich Widerstand gegen die Schließung der Redaktion der Münsterschen Zeitung (MZ). Mehr als 1.000 Unterschriften sammelten am Samstag die beiden Journalistengewerkschaften DJV und dju bei ihrer Solidaritätsaktion für die Wiederanstellung der geschassten 17 Mitarbeiter der MZ. „Für die hiesigen Verhältnisse ist das ein Spitzenergebnis“, sagt der Vorsitzende des Pressevereins Münsterland im DJV: „Der Münsteraner unterschreibt nicht so schnell Protestlisten.“

Eine beachtliche Zahl von Passanten habe sogar mit der Abo-Kündigung gedroht. Dass sei die Sprache, die der Verleger der MZ, Lambert Lensing-Wolff, verstehe. Dieser druckte tags darauf im verlagseigenen Anzeigenblättchen „Münsterische Sonntagszeitung“ ein Interview mit sich selbst ab. Eine Begründung, warum er hinter dem Rücken seiner Alt-Redaktion eine neue mit importierten, unter Tarif bezahlten Dortmundern aufbaut, bleibt der Zweispalter allerdings schuldig. Das geht sogar dem Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker zu weit. Er tadelte sein kirchentreues Schäfchen Lensing-Wolff: „Sachgerecht, umfassend, kritisch, unabhängig berichten hat seinen Wert und braucht gerechten Lohn und nicht Tarifflucht.“ Amen. RALF GÖTZE