Passagierflugzeug über Ostukraine „abgeschossen“

UKRAINE Flugzeug von Malaysia Airlines geht über dem Kampfgebiet mit 295 Insassen zu Boden. Wurde es von Rakete getroffen?

MOSKAU/BERLIN rtr/taz | Über der Ukraine ist am Donnerstag an der Grenze zu Russland ukrainischen Angaben zufolge ein malaysisches Verkehrsflugzeug mit 295 Menschen an Bord abgeschossen worden. Alle 280 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder seien tot, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax einen Berater des ukrainischen Innenministeriums. Die Maschine des Typs Boeing 777 habe sich in 10 Kilometern Höhe befunden.

Flug MH17 von Malaysia Airlines war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Das Flugzeug sei von einer Rakete vom Typ Buk getroffen worden, hieß es aus Kiew. Das in den 80er Jahren von sowjetischen Militärs entwickelte Lenkwaffensystem kann Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen.

Die Fluglinie erklärte, die letzte bekannte Position der Maschine sei über der Ukraine gewesen, in der Nähe des Ortes Schaktiorsk im umkämpften Osten des Landes, rund 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Die russischen Behörden bestätigten, das Flugzeug habe nicht den russischen Luftraum erreicht. „Wir waren’s nicht“, sagte der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin in New York zu Journalisten, die fragten, ob Russland die Maschine abgeschossen habe.

Am frühen Abend gab es erste Berichte, das brennende Wrack sei am Boden entdeckt worden. Hilfskräfte konnten nicht zu der zerschellten Maschine, da das Absturzgebiet von den Separatisten kontrolliert wird.

Bereits zuvor, am Donnerstag, hatte die Regierung der Ukraine Russland beschuldigt, ein Militärflugzeug abgeschossen zu haben. Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat erklärte, ein Kampfflugzeug vom Typ Suchoi SU-25 sei am Mittwoch durch eine russische Rakete abgeschossen worden, als es „seinen Dienst über dem Gebiet der Ukraine“ erfüllte. Am Montag hatte das ukrainische Militär dem Nachbarland schon vorgeworfen, eine Transportmaschine abgeschossen zu haben.

Das Europaparlament forderte am Donnerstag ein EU-Waffenembargo gegen Russland. Bis zur Normalisierung der Lage in der Ostukraine müsse ein „kollektives Verbot“ für den Verkauf von Waffen an Moskau gelten, verlangte das EU-Parlament in einer Entschließung. Unter dieses Verbot müssten auch Güter fallen, die sowohl zivil als auch militärisch verwendet werden können. Vor allem müsse Moskau das „Einsickern von bewaffneten illegalen Kämpfern“ sowie von Waffen und Ausrüstung in das Nachbarland unterbinden. Dabei verwies das EU-Parlament auf Angaben der Nato, wonach Russland den Separatisten schwere Kampfpanzer, Artillerie und andere Waffensysteme geliefert hat und zulässt, dass Söldner aus Russland die Grenze überqueren.

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