Das letzte Drittel geht zur Wahl

Bei der Bürgermeisterwahl in Frankfurt ist Amtsinhaberin Petra Roth (CDU) Favoritin

FRANKFURT taz ■ Der Leiter des Wahlamts in Frankfurt am Main, Rudolf Schulmeyer, befürchtet eine extrem niedrige Wahlbeteiligung bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag. Die wenigen bisher eingegangenen Briefwahlanträge ließen auf eine Teilnahme von weit unter 40 Prozent schließen. Die letzten Meinungsumfragen unter den 435.000 Wahlberechtigten lassen sogar nur ein Drittel Wähler vermuten. Zeitungsverlage inserieren wegen des Absentismus schon auf eigene Kosten: „Nichtwählen ist keine Wahl“.

Die Wahlverdrossenheit hat viele Gründe. Die Stadtpolitik ist kaum prickelnder geworden, seitdem eine schwarz-grüne Koalition unter Einbeziehung der FDP im Stadtparlament regiert. Zudem sind viele Sozialdemokraten vom eigenen Kandidaten nicht angetan. Franz Frey bescherte der SPD letztes Frühjahr als Spitzenkandidat bei den Kommunalwahlen nur 23 Prozent der Stimmen. Er scheint zu farblos, zu unbekannt, zu wenig repräsentativ. Die Grünen verzichteten auf einen eigenen Kandidaten und unterstützen Roth. Viele ihrer Anhänger haben im Vorfeld wissen lassen, dass sie sich nicht dazu durchringen können werden, ihr Kreuz bei der CDU zu machen.

Die Folge der prognostizierten haushohen Überlegenheit der Amtsinhaberin Petra Roth (CDU) – Wahlforscher sprechen von zwei Dritteln für sie – könnte auch sein, dass selbst die Stammwähler der CDU ihre Bürgerpflicht vernachlässigen. Wegen dieses Verhaltens musste Roth schon 2001 in die Stichwahl. Vielleicht aber profitieren auch die acht kleinen Parteien.

Die NPD ist mit ihrer umtriebigen mittelhessischen Vorzeigefrau Doris Zutt angetreten, einige Bürgerinitiativen und enttäuschte Grüne unterstützen den parteilosen Horst Schäfer, der vehement gegen die Großbauprojekte Flughafen und Autobahntunnel eintritt und Geld für sozial Schwache fordert. Die Linke.WASG hofft auf Zugewinn aus der Reihe frustrierter Sozialdemokraten. Buntester Vogel ist der parteilose Pasquale Aita, der Basisdemokratie und Zootierbefreiung verlangt und im Internet mit Eigenwerbung per Spam nervt. HEIDE PLATEN