Neue Probleme für zu Googleberg

PLAGIAT In der Doktorarbeit des Verteidigungsministers zu Guttenberg tauchen neue kopierte Textstellen auf. Einleitung ist wörtlich von einem „FAZ“-Artikel abgeschrieben

„Es deutet sich an, dass Guttenberg tief fallen könnte“

POLITOLOGE HEINRICH OBERREUTER

VON NIKLAS WIRMINGHAUS

In der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sind weitere wichtige Textstellen aus Quellen kopiert worden, ohne dass sie als Zitate kenntlich gemacht wurden. Die ersten beiden Absätze der Einleitung gleichen wortwörtlich einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Zeitungsbeitrag aus dem Jahr 1997 stammt von der Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig, trägt den Titel „Das Experiment einer großräumigen Republik“ und behandelt den Weg der amerikanischen Bundesstaaten in die Union.

Eine Enthüllung, die die Brisanz der Plagiatsvorwürfe verschärft. Die Einleitung ist ein entscheidendes Kapitel, in dem der Autor das Gedankengebäude seines Werks in eigenen Worten umreißt. Am Donnerstag entdeckten mehrere Medien und zahlreiche Internetnutzer neue kopierten Textstellen in Guttenbergs Promotionsschrift „Verfassung und Verfassungsvertrag“, die der Minister 2006 bei der Universität Bayreuth einreichte.

Spiegel Online identifizierte nicht gekennzeichnete Absätze, die aus einem Text des EU-Parlamentariers Andreas Schwab (CDU) und von der Website der US-Botschaft stammen. Die Internetseite „Guttenplag Wiki“ (de.guttenplag.wikia.com) liefert mittlerweile eine Übersicht. Bis Donnerstagnachmittag konnten die privaten Plagiatjäger mehr als 25 Buchseiten mit zweifelhaften Textstellen auflisten. Politisch sehen die Urheber der Seite ihre Aktion nicht: „Unser Ziel ist, die wissenschaftliche Integrität eines Doktortitels in Deutschland zu sichern“, heißt es auf der Website.

„Es deutet sich an, dass Guttenberg tief fallen könnte“, sagte der Passauer Politologe und CSU-Kenner Heinrich Oberreuter der taz. Sollte die Kontrollkommission der Bayreuther Universität die Dissertation als Plagiat einstufen, wäre der Schaden „unermesslich“. Schon jetzt sei die Affäre „höchst unschön“ für Guttenberg. Schließlich müssten bei einer Doktorarbeit strenge wissenschaftliche Maßstäbe angelegt werden, sagte Oberreuter: „Eine Dissertation ist etwas anderes, als wenn ein Großordinarius sein 27. Buch veröffentlicht.“ Am Mittwoch hatte die Süddeutsche Zeitung erstmals berichtet, Guttenbergs Dissertationsschrift enthalte Plagiate, also Textbausteine und Absätze, die von fremden Autoren übernommen und nicht als Zitate gekennzeichnet worden waren. In vielen Fällen wurde selbst im Literaturverzeichnis nicht auf die betreffenden Werke verwiesen. Guttenberg, der am Mittwochabend zu einem vorher nicht angekündigten Besuch in Afghanistan eintraf, hatte die Plagiatsvorwürfe als „abstrus“ bezeichnet und erklärt, die Anfertigung dieser Arbeit sei seine „eigene Leistung“ gewesen.

Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Affäre bereits kommentiert. Die Kanzlerin interessiere sich dafür und glaube, „dass es beim Ombudsmann der Universität Bayreuth in genau den richtigen Händen“ sei, so ein Regierungssprecher. Kritik kam von der Opposition. „Wem der Doktortitel aberkannt wird, der ist auch als Minister nicht mehr haltbar“, sagte Linken-Chefin Gesine Lötzsch.

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