Der inhaftierte mutige Helfer

Weil er in Not geratenen Menschen half und damit Birmas Militärjunta herausforderte, braucht er jetzt selbst Unterstützung: Das „Verbrechen“ des birmesischen Komikers Zarganar bestand darin, dass er im Mai 2008 mit Freiwilligen Hilfen für die Opfer des Zyklons „Nargis“ koordinierte. Den Militärs stieß auf, dass Zarganar sich weigerte, private Spenden zur Verteilung der Junta zu übergeben. Zudem kritisierte er gegenüber ausländischen Medien das Versagen des Regimes bei der Hilfe. Dafür wurde Birmas populärster Komiker im November 2008 wegen „Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung“ zu 59 Jahren Haft verurteilt. Später wurde dies auf 35 Jahre reduziert.

Der heute 50-Jährige heißt mit bürgerlichem Namen Maung Thura. Sein Künstlername Zarganar heißt übersetzt Pinzette und stammt aus seiner Zeit als Zahnmedizinstudent. Schon damals trat er als Komiker auf. Während seiner gesamten Künstlerlaufbahn verpackte er Kritik an der Junta in satirische Witze, weshalb er auch „Birmas Charlie Chaplin“ genannt wird.

Erstmals wurde Zarganar zur Zeit der Studentenproteste 1988 verhaftet. Weil er politische Reformen forderte, nannte die Junta ihn „Aufhetzer“, ließ ihn foltern und für ein knappes Jahr ins berüchtigte Insein-Gefängnis sperren. Zarganars Widerstand blieb ungebrochen: Im Wahlkampf 1990 unterstützte er seine Mutter, die als Unabhängige antrat. Wegen regimekritischer Witze wurde er zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Auch während der von Mönchen geführten Proteste im September 2007 bezog er Stellung: Er rief öffentlich dazu auf, die Demonstranten zu unterstützen. Der inzwischen mit Auftrittsverbot belegte Komiker versorgte die Mönche mit Wasser und Lebensmitteln. Dafür musste er wochenlang ins Gefängnis.

Derzeit sitzt er in der Haftanstalt von Myitkyina im Kachin-Staat in Nordbirma. „Sie versuchen ihn zu brechen, aber das werden sie nicht schaffen“, sagt der deutsche Kabarettist Michael Mittermeier, der das Leben seines birmesischen Kollegen im Film „This prison where I live“ dokumentierte. Diesen Dienstag erhält Zarganar den mit 10.000 Euro dotierten Solidaritätspreis der Stadt Bremen. NICOLA GLASS