Hamburger SZENE VON MAXIMILIAN PROBST
: Wettstreit der Systeme

Wie schnellten da die Mundwinkel des Mannes in die Höhe! Aber nur für einen Augenblick

Die Enttäuschung lauert überall. Buddhisten wissen das und hören auf, zu hoffen und zu wollen und sich was vorzumachen. Ist am Ende ja doch alles nichts. Gelegentlich passieren im Leben aber auch Dinge, die einen anderen, um nicht zu sagen: westlichen Schluss nahe legen.

Neulich in einem Café. Ein Mann, der dort so gar nicht hineinzupassen schien. Sein Kopf hing vorn über auf die Brust, seine Mundwinkel hingen wie Schnüre am Gesicht, seine Schultern unter einer viel zu großen Jacke und seine Hose hing von den Knien. Er schleppte sich an den nächstbesten Tisch und beteuerte der Kellnerin, sich nur einen Moment ausruhen und gleich wieder gehen zu wollen. Als die Kellnerin drei Minuten später wieder an seinen Tisch trat, sagte er, okay, okay, und wollte sich schon aufrappeln. Die Kellnerin aber stellte ein Glas Bier vor seine Nase und machte eine Kopfbewegung hin zu einer Dame mit orangen-farbenen Pullover und einem sanft-selig-geistig-armen Lächeln auf den Lippen: „Von der Frau dort drüben.“

Wie schnellten da die Mundwinkel des Mannes in die Höhe! Aber nur für einen Augenblick. Denn gleich darauf schien das Leben wieder dem Buddhismus recht zu geben. „Alkoholfrei“, grummelte er, als er sich den Schaum vom Mund, und das christliche Ereignisversprechen vom Tisch wischte.