Er Freund, sie Helfer

Vom Okzident in den Orient (3): Wie sich die ungläubige Ramadan-Assistentin als folgsame Zweitfrau empfiehlt

Die Moschee in Budapest war leicht gefunden. Wie immer fragte mein Araber die Falafelverkäufer, in diesem Falle waren es Iraker, nach dem Weg. In einem heruntergekommen Viertel unweit des frisch nach EU-Standards herausgeputzen Zentrums stand die verfallende Moschee – doch sie war geschlossen. Ein klares Zeichen für die fehlende Religiosität der hier lebenden Moslems sei das, befand mein fastender Freund, wo gibt’s denn so was, dass eine Moschee im Ramadan geschlossen ist?!

Er musste mal wieder parkplatzbeten, was im Gegensatz zum Tankstellenbeten immer mit einigen neugierigen Zuschauern und unverständigen Blicken der Passanten einhergeht. Doch was sollte er tun, noch waren es hunderte Kilometer bis ins nächste islamische Land, in dem auf der Straße Betende nicht unverständig, sondern respektvoll angeschaut werden würden.

Mit den beiden ungläubigen Ossis unternahm ich eine Stadtbesichtigung, der Muslim nicht, er war total geschafft von Fasten und schlummerte im Bus, um eine Stunde vor Sonnenuntergang zum Aufbruch gen Bulgarien zu blasen. Natürlich ist so ein ausgewachsener Mann, der kurz vor dem Verdursten steht, gereizter als ein Stier vor rotem Tuch, weshalb ich versuchte, ihm beim Verrichten seiner religiösen Pflicht, so weit und so gut es ging, zu assistieren.

Die letzte Stunde vor Sonnenuntergang stellte ich keine religionskritischen Fragen mehr (auch nicht meine immer noch ungeklärte Lieblingsfrage: „Wenn Frau und Mann im Islam gleich sind, warum dürfen Männer dann vier Frauen haben?“), sondern war ausnahmsweise still und lieb, und als sich die Sonne neigte, begann ich auf dem Beifahrersitz den Salat zu schnippeln, statt nach Steinigungen zu fragen.

Kurz vor Iftar, dem Fastenbrechen mit einer saudischen Dattel, verjagte ich die Ossis von ihren hinteren Plätzen, aus unserer Bus-Küche, und begann für den Chef Suppe zu kochen und den Hauptgang vorzubereiten. Denn nach der Dattel ist das Timing für die Köchin abschätzbar: Erst das Waschen, dann das Gebet – danach sollten die drei Gänge auf dem Tisch stehen.

Auch wenn Religion nichts für mich ist, so ist es doch Freundespflicht, zu tolerieren und zu helfen. Und immerhin machte der Araber mir dank meiner lieben Hilfe auch das schönste und exotischste Kompliment meines Lebens: Er kündigte aus lauter Dankbarkeit an, mich in vier, fünf Jahren zu seiner Zweitfrau zu nehmen, Platz eins müsse eine junge Dame aus seinem Weltbild und Erdkreis sein, aber den zweiten Platz hätte ich mir redlich verdient.

Als nächste Station stand Serbien auf dem Routenplan, wo man sich nach allem, was frau so hört und liest, von meiner religiösen Toleranz ruhig ein dicke Scheibe abschneiden könnte. CARETTA VAN BONGO