Zukunftsbauern

EU-Subventionen schrumpfen, Marktpreise sinken, Futterpreise steigen, Verbraucherinteressen ändern sich. Die Landwirtschaft steht unter Druck. Jedes Jahr sinkt die Zahl der deutschen Agrarbetriebe um 3 Prozent. Die angehenden Jungbauern, die sich alljährlich von der Landesarbeitsgemeinschaft Junger Landwirte Niedersachsens fortbilden lassen, tun etwas dagegen. Mit dem Kopf in der dünnen Luft der EU-Politik und den Füßen in den Gummistiefeln der nicht selten familiären Betriebe, verstehen sich die Junglandwirte als Streiter für die Zukunft ihres Berufsstandes. Im Laufe eines Jahres werden sie an fünf Wochenenden in EU-Richtlinien und WTO-Politik, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, Unternehmensführung und Zeitmanagement weitergebildet. Auf dem Programm stehen Besuche des Deutschen Milchkontors und eines Niedersächsischen Kirchendieners, des hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, des Bundeskanzleramts und der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. Im Juni 2007 wird in Brüssel Agrarpolitik durchgenommen. Aber es ist vor allem Basisarbeit, die das Seminar auszeichnet. So lassen die Landwirte auch die Stil- und Farbberatung über sich ergehen und sich beim Herrenausstatter den passenden Anzug empfehlen. Selbstkritisch arbeiten sie an einem neuen Bild des Bauern in der Öffentlichkeit. Aber alle Veränderung hat für die Jungbauern ideologische Grenzen: Ökologische Landwirtschaft oder subventionierte Energiewirtschaft sind tabu. Fortschritt gibt es für die Elite der Jungbauern allein innerhalb einer industrialisierten Landwirtschaft. Der Bauer der Zukunft ist der Bauer der Vergangenheit. Nur deutlich effizienter. OLIVER SCHULZ