Die Serie gehalten

4. LIGA Der VfB Lübeck spielt beim HSV II nur unentschieden, doch für Trainer Schubert ist der Aufstieg noch nicht vom Tisch

„Unser Ziel vor der Saison war es, oben mitzuspielen“

PETER SCHUBERT, VFL-TRAINER

Peter Schubert ist ein strukturierter Mann. Als er im Sommer 2008 den Trainerposten beim VfB Lübeck übernahm, wurden seine Spieler noch vom Arbeitsamt bezahlt. Gerade war das Insolvenzverfahren über den damals mit rund fünf Millionen Euro verschuldeten Traditionsverein eröffnet worden, da ersann sich Schubert einen Drei-Jahresplan: Klassenerhalt im ersten und Konsolidierung im zweiten Jahr und nun, nach dem Erreichen beider Ziele, im dritten Jahr sogar der Aufstieg in den Profifußball der 3. Liga.

„Die Chancen stehen nach wie vor bei 20 Prozent. Chemnitz ist haushoher Favorit, doch auch die müssen erst einmal durchmarschieren. Unser Ziel vor der Saison war es, oben mitzuspielen“, sagte der 44-jährige Schubert nach dem 1:1-Unentschieden bei der zweiten Mannschaft des Hamburger SV am Samstag in Norderstedt.

In der Tat beträgt nach dem Remis der Abstand auf den Spitzenreiter der Regionalliga Nord, den Chemnitzer FC, wieder acht Punkte. Bei klirrender Kälte mochte auf dem schweren Rasen das erhoffte Spitzenspiel vor 620 Zuschauern zwischen dem Zweiten und Fünften der Tabelle nicht so recht in Fahrt kommen.

Nachdem in der 18. Minute Rafael Kazior den HSV II nach einem Freistoß per Kopf in Führung gebracht hatte, sah es lange Zeit nach einem Spiel aus, das gut durch eine Standardsituation hätte entschieden werden können. Zwar besaß der VfB zu Beginn die größeren Spielanteile, doch der Mannschaft von der Lohmühle fehlte in der ersten Halbzeit der letzte Wille ebenso wie die Präzision im letzten Pass.

Nach dem Wechsel kamen die Lübecker engagierter aus der Kabine und die Partie wurde kämpferischer. Mit Rolf Landerl wechselte Schubert seinen genesenen österreichischen Mittelfeld-Routinier ein, den er noch aus seiner Zeit als Co-Trainer beim Grazer AK kennt. Landerl hielt das Zentrum besetzt und spielte in der 79. Minute auf Stefan Richter, der wie zuvor Kazior per Kopf den verdienten Ausgleich erzielte.

Nach der Partie war beiden Trainern, Schubert und Cardoso, die Punkteteilung zu wenig, dem Spielverlauf zufolge aber in Ordnung. „Wir sind mit dem Punkt zufrieden. Mit dem 1:1 können wir zumindest die Serie halten“, fasste der Torschütze und ehemalige Internatsschüler des HSV Richter das Spiel zusammen.

Der VfB Lübeck ist nun seit zwölf Spielen ungeschlagen. Nach den finanziellen Turbulenzen, die selbst nach Beendigung des Insolvenzverfahrens im letzten Jahr, als man eine chaotische Buchführung aufdeckte, noch nicht vorüber waren, scheint der Club strukturell zu gesunden und mit einem kleinen Etat sehr erfolgreich Fußball zu spielen. Doch ganz ohne Aufregung ging es auch in dieser Saison nicht: In der Winterpause holte man mit Denis Grgic einen Torhüter, der niemals kam. Der 19-Jährige kehrte von einem Heimatausflug nach Nürtingen einfach nicht zurück. Trainer Peter Schubert verpasste das Winter-Trainingslager in der Türkei wegen der Geburt seines Sohnes. Vielleicht liegt genau hier eine Erklärung für den sportlichen Erfolg, den Schubert mit seiner Mannschaft hat: Leidenschaft für den Verein ist wichtig, Familie noch wichtiger. JOHANN LAUX