Mubarak trotzt Millionen

ÄGYPTEN Der Präsident geht baden – aber nur am Roten Meer

KAIRO dpa/afp/taz | Ägyptens Staatschef Husni Mubarak will nicht von der Macht lassen, hat sich aber offenbar aus Kairo abgesetzt. Ägyptische Sicherheitskreise berichteten, der 82-Jährige sei mit seiner engsten Familie in einem Hubschrauber nach Scharm al-Scheich am Roten Meer geflogen. Dort hat Mubarak eine Ferienvilla. Währenddessen protestierten mehr als eine Million wütender Menschen gegen Mubaraks Regime. Allein auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos versammelten sich Hunderttausende. Proteste gab es auch am Fernsehzentrum und vor dem Präsidentenpalast. Weitere Hunderttausende demonstrierten auf der Halbinsel Sinai, in Alexandria und in Suez. Sie riefen: „Nieder mit Mubarak! Nieder mit [Vizepräsident] Suleiman!“ Die Demonstranten zeigten sich verärgert über die Rede Mubaraks vom Vorabend. Der 82-Jährige hatte nach fast 30 Jahren im Amt einen Rücktritt überraschend abgelehnt. Dass Vizepräsident Omar Suleiman einen Teil der Vollmachten Mubaraks übernahm, ging der Opposition nicht weit genug. Die Armeeführung gab am Freitag eine Erklärung ab, die dem Volk politische Reformen garantiert. Das Oberkommando kündigte an, den Weg zu freien und fairen Wahlen zu sichern. Der seit Jahrzehnten geltende Ausnahmezustand solle aufgehoben werde, sobald es die Situation erlaube. Kein friedlicher Demonstrant müsse Strafverfolgung fürchten. Die Bundesregierung zeigte sich besorgt, dass die Lage eskalieren könnte und drängte Mubarak zu weiteren Zugeständnissen. Auch US-Präsident Obama sagte, Mubaraks Äußerungen seien nicht ausreichend.

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