In Israel und Gaza liegt ein Krieg in der Luft

GEWALT Immer mehr Raketen gehen auf Israel nieder, dessen Luftwaffe Hunderte Ziele im Gazastreifen bombardiert

BERLIN rtr/taz | Die Gefahr eines neuen Kriegs zwischen Israel und radikalen Palästinensern im Gazastreifen wächst: Die Islamisten dringen mit ihren Raketenangriffen immer weiter auf israelisches Gebiet vor. Die Hamas schoss am Mittwoch bis zum Nachmittag mindestens 62 Raketen auf israelisches Territorium ab, darunter erneut auf den Großraum Tel Aviv. Davon konnten 14 durch Abfangraketen abgewehrt werden. Am Dienstag waren 160 Geschosse auf Israel niedergegangen. Ein Mensch wurde verletzt.

Die israelische Luftwaffe griff nach Militärangaben am Mittwoch mehr als 160 Stellungen im Gazastreifen an. Dabei wurden mindestens 14 Menschen getötet, darunter Führer der Islamisten, aber auch Zivilisten. Seit Beginn der Auseinandersetzungen sind nach palästinensischen Angaben 40 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen.

Die israelische Regierung stimmte die Israelis auf einen länger anhaltenden Konflikt ein und schließt den Einsatz von Bodentruppen nicht aus. Bis zu 40.000 Reservisten sollen einberufen werden. Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte im Fernsehen, dass „diese Operation dauern kann.“

Die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas besitzt nach Angaben des Militärs noch Dutzende Raketen mit längerer Reichweite. Das israelische Fernsehen berichtete von einem Einschlag im Küstenort Zichron Jaakow, 115 Kilometer vom Gazastreifen entfernt.

Die Gewalt eskaliert seit Juni, als im Westjordanland drei jüdische Religionsschüler entführt und ermordet wurden. Die Regierung macht dafür die Hamas verantwortlich, die den Vorwurf weder bestätigt noch dementiert. In der vergangenen Woche wurde offenbar aus Rache ein palästinensischer Jugendlicher getötet. Sechs jüdische Tatverdächtige sind deswegen in Haft.

Die Kämpfe sind die schwersten seit dem Krieg von 2012. In einer Erklärung von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hieß es, Ägypten habe angekündigt, sich um eine sofortige Waffenruhe zu bemühen. Konkrete Schritte wurden jedoch nicht bekannt. Die neue Regierung in Kairo ist der Hamas feindlich gesinnt. Sie hat die Abrieglung der ägyptischen Grenze zum Gazastreifen verstärkt.

Die EU, die UN und die USA riefen beide Seiten zur Mäßigung auf. Die US-Regierung zeigte angesichts der Raketenangriffe Verständnis für das israelischen Vorgehen. Kein Land könne einen Raketenbeschuss von Zivilisten hinnehmen, sagte ein Sprecher des Präsidialamts. KLH