Nicht in die Falle tappen!

Ich bin so müde. Ich dachte, es wäre vorbei“, sagt Nada nach Mubaraks Rede, die sie mit der Menge auf dem Tahrir-Platz verfolgt hat. „Anfangs war ich enttäuscht, aber jetzt bin ich sauer“, erzählt Mona am Telefon. Sie ist unterwegs zum Gebäude des Staatsfernsehens. Dort wird sie gemeinsam mit vielen anderen die Nacht verbringen.

Am nächsten Morgen kommt Mona in meine Wohnung. Sie sieht nicht aus, als hätte sie viel geschlafen. „Ja, ich wurde früh von einem Mann geweckt, der die Armeeoffiziere und das Gebäude anschrie.“ Sie kuschelt sich in eine Decke. „Ich mag keine Hysterie.“ Ich mache uns Kaffee und schalte den Fernseher an. Wir sind alle verunsichert: Wird es zu Ausschreitungen kommen? Vielleicht. Aber vielleicht kommt unsere Anspannung auch von externen Analysen. Denn viele Demonstranten glauben, dass die Rede Gewalt provozieren sollte. Sie wissen, wie wichtig es ist, friedlich zu bleiben. Doch die Stimmung kann leicht kippen. „Ich hoffe, dass niemand etwas Dummes macht“, murmelt Ashraf, mehr zu sich selbst als zu uns. Er hat die Nacht bei mir verbracht, um morgens ungehindert zu den Protesten gelangen zu können.

Alle sind enttäuscht, wütend und vor allem: verwirrt. Das bessert sich nicht nach der Stellungnahme des Militärs. Warum hat die kein Offizier, sondern ein Nachrichtensprecher verlesen? Warum mussten wir so lange darauf warten?

„Der Platz ist sehr voll. Das ist gut, dann muss ich da nicht hin“, grinst Ashraf. Ich bin froh über diese Einschätzung, denn ich möchte erst abwarten, wie sich die Stimmung entwickelt, bevor ich wieder auf die Straße gehe. Wenn ich mich das heute überhaupt traue. NORA MBAGATHI