Gekommen, um zu bleiben

ÄGYPTEN Die Opposition lässt sich nicht unterkriegen und geht weiter auf die Straße. Sie fordert nicht nur den Rücktritt Mubaraks, sondern auch den Sturz des Regimes

KAIRO taz/dpa | Nach einem neuen Aufruf der ägyptischen Opposition zu einem „Marsch der Millionen“ sind gestern wieder Hunderttausende in Kairo auf die Straßen gegangen. Am Nachmittag des 15. Tags der Proteste strömten immer noch Menschen auf den zentralen Tahrir-Platz. Sie brachten Lebensmittel, Medikamente und Verbandsmaterial für diejenigen mit, die seit Tagen dort ausharren. Viele von ihnen beteiligten sich zum ersten Mal an den Demonstrationen, da sie derzeit nicht befürchten, dass sie zusammengeschlagen werden. Auch vor dem Parlamentsgebäude versammelten sich rund tausend Menschen, in Alexandria gingen ebenfalls Tausende auf die Straße.

„Mubarak ist das Hindernis auf dem Weg zur Freiheit“, skandierte eine Frauengruppe auf dem Tahrir-Platz. Doch die Forderung nach dem Rücktritt des Präsidenten wurde von einer neuen Parole überlagert: Die Demonstranten fordern den Sturz des Regimes. Damit reagierten sie auf weitere Zugeständnisse der Obrigkeit. Mubarak gab die Berufung eines Komitees bekannt, das sich mit Verfassungsänderungen befassen soll. Sein Vize, Omar Suleiman, sagte, derzeit werde ein Fahrplan für einen friedlichen Machtwechsel mit einem festen Zeitplan erarbeitet. Mubarak habe außerdem versprochen, dass es keine Strafverfolgung der Demonstranten geben werde.

Die Jugendbewegung 6. April wollte am Nachmittag vor dem Rundfunk- und Fernsehgebäude gegen die Berichterstattung der staatlichen Medien protestieren. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von einer Nilbrücke, auf der Fußgänger unterwegs waren und die Autos im Stau standen – so wie an ganz normalen Tagen.

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