Wieder in Freiheit

OPPOSITION Mitinitiator der Proteste freigelassen

KAIRO dapd/taz | Ein vor knapp zwei Wochen in Ägypten festgenommener Google-Manager ist wieder frei. Wenige Stunden nach seiner Freilassung gab der junge Ägypter Wael Ghonim am Montag ein emotionales Fernsehinterview, in dem er beschrieb, wie er vor zwölf Tagen von vier Männern auf offener Straße überwältigt und zur ägyptischen Staatssicherheit gebracht worden war.

Während seiner gesamten Inhaftierung seien ihm die Augen verbunden gewesen, gefoltert sei er aber nicht worden. Er bezeichnete seine Verhaftung als Entführung und ein Verbrechen, gab sich aber versöhnlich. Dies sei nicht die Zeit, Rechnungen zu begleichen, es sei die Zeit von Ägypten. Zugleich verwahrte er sich wiederholt dagegen, der Held der Demonstranten zu sein. Es gebe keine Helden, alle auf der Straße seien Helden.

Der junge Mann steckt nach eigener Aussage hinter der Facebook-Seite „Wir sind alle Khaled Said“ („We are all Khaled Said“), auf der die Jugendlichen des Landes seit dem 25. Januar zu den Demonstrationen am Tahrir-Platz in Kairo aufgerufen werden und miteinander debattieren. Der Name der Seite bezieht sich auf einen 28-jährigen Blogger, der im Juni vorigen Jahres in Alexandria von zwei Polizisten in Zivil auf offener Straße zu Tode geprügelt wurde.

Seit dem 27. Januar, zwei Tage nach Beginn der Proteste, galt Ghonim als vermisst. Erst am vergangenen Sonntag bestätigte ein bekannter ägyptischer Geschäftsmann, dass der junge Mann inhaftiert sei, seine Freilassung aber kurz bevorstehe.

Unterdessen sagte die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch am Montag der Nachrichtenagentur AP, die zweiwöchigen Proteste hätten bislang mindestens 297 Menschen das Leben gekostet. Die Zahl der Todesopfer werde aber vermutlich noch steigen.