Braunschweig hofft auf besseres Wetter

Nach der Krise im Vereinsvorstand werkelt Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig nun auch sportlich an einer Wende zum Guten. Zu verlieren hat der Tabellenletzte jedenfalls nichts mehr, glaubt sein Trainer Willi Reimann

Ruhigen Schrittes umkreist Willi Reimann, Trainer des Bundesliga-Zweitligisten Eintracht Braunschweig den Übungsplatz. Er beseitigt niedergefallenes Geäst, denn in der Nacht zuvor sind Sturmböen über Braunschweig hinweg gezogen und haben das Gefahrengut auf dem Spielfeld hinterlassen. Und was dem 57-jährigen Fußballlehrer gerade noch fehlte, das wären noch mehr verletzte Spieler.

Ohnehin ist die Großwetterlage bei dem Traditionsverein verhangen genug: 40 Jahre nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft dümpeln die Niedersachsen mit neun Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Magere zehn Tore erzielten die Braunschweiger, so wenige wie keine andere Mannschaft. Gerade mal ein Saisonerfolg wollte gelingen. In die Rückrunde startet Braunschweig mit einer Hypothek von neun Punkten auf einen Nichtabstiegsplatz. Doch nun soll vieles anders werden: Im Verein regt sich neue Zuversicht.

Sechs neue Spieler wurden in der Winterpause unter Vertrag genommen. Darunter die erstligaerprobten Daniyel Cimen und Alexander Huber von Eintracht Frankfurt. Gleichzeitig trennte sich der Verein von Dennis Weiland, Ahmet Kuru und Samuel Koejoe, die sich allesamt bisher nicht sonderlich exponieren konnten. Doch Trainer Reimann hat noch nicht genug. Fortwährend hält er Ausschau nach neuen Kräften. „Wir müssen jetzt reagieren und wechseln“, sagt er, „sonst haben wir überhaupt keine Möglichkeit mehr.“ Und fügt hinzu: „Die Personalfragen sind noch nicht beendet.“ Bis zum Abschluss der Wechselperiode, das heißt bis Ende des Monats, halte man sich „weiterhin alle Optionen offen“.

Die Bemühungen um neue Spieler lassen sich auf Fehler aus der Vergangenheit zurückführen. Nach dem Klassenerhalt verpasste es die damalige sportliche Führung, den Kader in der Sommerpause gezielt zu verstärken. „Die Herren, die in der Vergangenheit hier das Sagen hatten, haben sich sicherlich viele Gedanken gemacht“, sagt Sportdirektor Manfred Aschenbrenner, der selbst erst seit November im Amt ist. „Aber mit Entscheidungen kann man auch daneben liegen.“ Trainer Reimann konkretisiert: „Die Tabelle ist das eindeutige Spiegelbild davon, was hier in der ersten Halbserie gelaufen ist.“

Dazu kam das Verletzungspech. „Andere Vereine jaulen schon über einen verletzungsbedingten Ausfall“, sagt Aschenbrenner mit Blick auf das schlechte Abschneiden der Eintracht. „Bei uns fehlten mit Bekim Kastrati, Patrick Bick und Daniel Graf gleich drei Säulen der Mannschaft.“

Doch der Ärger war mitunter hausgemacht: Immer wieder sorgten Querelen im Verein für Unruhe auch innerhalb der Mannschaft. Mit der Umbildung des Vorstandes und der Neubesetzung der sportlichen Leitung sollte Anfang November Schluss sein mit den chaotischen Zuständen an Braunschweigs Hamburger Straße. Die Hoffnungen auf die sportliche Wende ruhen nun auf den Neuzugängen. „Wir haben einen kompletten Umbruch, dementsprechend wird sich das Mannschaftsgefüge stark verändern“, sagt Reimann. „Jetzt“, schiebt er kämpferisch hinterher, „haben wir nichts mehr zu verlieren.“ Lars Geiges