LESERINNENBRIEFE
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Selbstreflexion betreiben

■ betr.: „Ich finde Rosa auch nicht schlecht“, taz vom 3. 2. 11

Klasse, Frau Mika! Manchmal braucht es wohl eine Ohrfeige, um Selbstreflexion zu betreiben. Es sei daher jeder Frau zu wünschen, dass sie erstens überhaupt weiß, dass ihr Leben in patriarchalen Denkstrukturen verläuft, und zweitens auch, warum das so ist. Vielleicht bekämen dann nicht nur die üblichen Verdächtigen den Hintern hoch und kämpften für die Gleichberechtigung, sondern auch der „bürgerliche-Mitte-Mensch“ – männlich wie weiblich. Dafür könnte Mensch sogar mal wieder auf die Straße gehen, hilft woanders ja auch. Bevor jetzt aber, wie so oft, das Wort Feminismus falsch interpretiert wird: „Liebe Männer, feministische Frauen haben keinen Bock auf irgendeine Form von Herrschaft; Gleichberechtigung bedeutet Demokratie, Fifty-fifty, gleiches Recht – gleiche Verantwortung.“ DANIELA RÖCKER, Stuttgart

Wunderbare Zusammenstellung

■ betr.: „Ich finde Rosa auch nicht schlecht“, „Merkel gegen Frauenquote“, taz vom 3. 2. 11

Wunderbar, diese Zusammenstellung in einer Zeitung: Bascha Mika mit den feigen, bequemen, vermausten Frauen (mal sehen, wie heiß das diskutiert wird), und Angela Merkel, die mal eben (nach Einflüsterungen von Westerwelle und Industrielobby, die quengelnde Frau Schröder dabei) die Quotendiskussion beendet und Ursula von der Leyen an die Wand fährt. (Das wird wahrscheinlich überhaupt nicht heiß diskutiert). URSULA STÜBNER, Troisdorf-Spich

Unrealistisch und uneffektiv

■ betr.: „Demokratie der Stoffe“, taz vom 31. 1. 11

Ich finde es sehr richtig, dass sich irgendwer Gedanken über Stoffe und Produkte macht, bevor sie breiten Einzug halten. Unrealistisch finde ich aber den Gedanken der Individualisierung: der Verbraucher solle mehr Auskünfte verlangen und sich einbringen, schreibt Heike Holdinghausen. Wenn ich ein Brett kaufe, will ich damit was bauen und nicht erst nach den Stoffen fragen, Wochen später das giftige Brett zurücktragen und ein neues versuchen – so wird das nämlich nie was mit dem Regal. Also unrealistisch und vor allem uneffektiv. Welcher Verbraucher hat die Zeit und die Kenntnis, sich in solche Themen einzuarbeiten und zu urteilen? Nur die mit viel Zeit und Knowhow. Ich bin da Staatsgläubiger: ich will Institute, Verbände, die das für mich erledigen und entsprechend staatlich finanziert werden. Damit auch faule, unwissende, gestresste und Unterschichtsverbraucher was davon haben.

Nebenbei: Das gilt auch für den Produkttest: Nach dem Aus von Staubsauger und Geschirrspülmaschine würde ich gerne auch nachhaltiger einkaufen, nur was? Ist das teure Produkt haltbarer als das billige? Ich kann das als einzelner Verbraucher nicht herausfinden und die Produkte in den Testzeitschriften sind längst durch andere ersetzt. Und ich entscheide mich immer falsch, bestimmt …

THOMAS KELLER, Königswinter

Schmutziges Geschäft

■ betr.: „Einer schuftet im Augiasstall“, taz vom 31. 1. 11

Für diesen Artikel kann man der taz und vor allem Frau Gabriele Goettle nur gratulieren. Selten, wenn überhaupt, habe ich einen Artikel in einer deutschen Zeitung gelesen, der das schmutzige Geschäft um die Altersversorgung seit 1957 so ans Tageslicht bringt. Alle Rentenbeitragszahler und Rentner in Deutschland können nur hoffen, dass Herr Otto Teufel mit seiner Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte endlich sein und unser Recht bekommt und die Gesetzgeber in Deutschland zwingt, das Zweiklassensystem in der Altersversorgung und auch im Gesundheitssystem endlich abzuschaffen. MANFRED SCHMIDTLEIN, Taufkirchen

Sinnlose Grundsatzdebatte

■ betr.: „Burkaverbot macht Schule“ u.a., taz vom 4. 2. 11 ff

achja, das burkaverbot. warum müssen simple, praktische erwägungen von intellektuellen tieffliegern immer gleich zu einer sinnlosen grundsatzdebatte aufgeblasen werden? menschen, die sich vollständig verhüllen möchten, sollten nicht dort arbeiten, wo ihre wahl der kleidung die erforderliche kommunikation einschränkt, also z.b. als lehrerInnen oder auch im öffentlichen dienst. ja mein gott (bzw. eurer). das sind betriebliche kleidungsvorschriften wie jede andere auch. die debatte um die befreiung der frauen vom burkazwang oder auch die unsägliche gleichsetzung von religiös motivierter kleidungswahl mit islamischem extremismus und antidemokratischer gesinnung sind völlig andere themen. an katholischen nonnenoutfits muss sich die nation ja auch nicht vor jeder klassensprecherwahl von neuem abarbeiten. JÖRN NETTINGSMEIER, Essen

Wie reizend

■ betr.: „Ein wenig Druck auf Mubarak“, taz vom 5. 2. 11

Wie reizend: Berlusconi hofft, dass es in Ägypten einen Übergang zu einem demokratischeren System ohne Umsturz geben kann, mit einem Präsidenten Mubarak. – Gleich danach wird es in Italien einen Übergang zu einer weniger korrupten Regierung ohne Umsturz geben, mit einem Premier Berlusconi. Daran glaubt zuversichtlich

E. H. DITTRICH, Berlin