Stromerzeuger schaffen es auch ohne Netz

In Dänemark besitzt der Staat die Regie über Gas- und Stromleitungen. Die Konkurrenz hat das bisher nicht belebt

Die dänischen Strompreise sind nach wie vor die höchsten in Nordeuropa

STOCKHOLM taz ■ Vor zwei Jahren überließen die dänischen Energieerzeuger ihre Netze dem Staat. Das öffentliche Unternehmen „Energinet Danmark“ ist seither Eigentümer der Gas- und Stromleitungen. Allerdings nur der überregionalen sowie der internationalen Verbindungen nach Skandinavien und Deutschland. Für die regionalen und lokalen Netze hat sich der Staat ein Vorkaufsrecht gesichert und ist eine Vorkaufspflicht eingegangen – mit der ausdrücklichen Absicht, einen Verkauf an ausländische Akteure zu vermeiden. Dafür, dass sie die Verantwortung für die Versorgungssicherheit loswurden und nun über umgerechnet rund 3 Milliarden Euro zusätzlich frei verfügen können, bekamen die Exeigentümer keine finanzielle Gegenleistung.

Zustande gekommen war die Netzverstaatlichung in Dänemark 2005 im Rahmen eines umfassenden Energiepakets, das etwa auch den Bau neuer Offshore-Windkraftanlagen und weitere Forschungs- und Entwicklungsgelder für erneuerbare Energien beinhaltete. Mit der Möglichkeit, durch die neutrale „Energinet Danmark“ die Entgelte für die Netzbenutzung in staatlicher Regie festlegen zu können, versprach man sich in Kopenhagen ein mehr an Konkurrenz auf dem bereits 1999 liberalisierten Strommarkt. Eine Hoffnung, die sich aber bislang ebenso wenig erfüllte wie die der VerbraucherInnen nach einer Senkung der Preise. Diese sind nach wie vor die höchsten in Nordeuropa.

Beendet wurden mit der Netzübernahme durch den Staat aber regionale Ungerechtigkeiten. Die hatten bis dahin etwa den BewohnerInnen Jütlands deutlich höhere Netzkosten beschert, weil an ihrer Küste die meisten größeren Windkraftparks liegen, für die die teure Leitungskapazität erst jeweils neu aufgebaut werden musste. Nun werden die Netzkosten für Offshore-Windkraftanlagen auf alle Verbraucher umgelegt. Als öffentlicher Netzbetreiber kann „Energinet“ beim Ausbau der Leitungskapazität allgemeine energiepolitische Ziele zugrunde legen. Was gerade bei stark schwankender Stromeinspeisung bedeutsam ist. Wie in Dänemark, das knapp 20 Prozent seiner Elektrizität mit Windkraft produziert. Und wo binnen 10 Jahren dieser Anteil auf ein Drittel steigen soll. Reinhard Wolff