Gegen Dumpinglohn

Senat, Gewerkschaften und Verbände appellieren an soziale Verantwortung der Reinigungsunternehmen

Reinigungsfirmen sollen ihre Tariftreue zukünftig von der Prüfstelle der Landesinnung kontrollieren lassen. Diese freiwillige Selbstkontrolle forderten gestern Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU), die Innung der Gebäudereiniger, Gewerkschaften sowie der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) nach einem Krisengespräch. Anlass dafür waren Berichte über spärliche Löhne für Reinigungskräfte in Hotels, Altenpfleger oder Friseure. Ein Zimmermädchen arbeitete in einem Hamburger Luxus-Hotel für einen Nettolohn von weniger als zwei Euro die Stunde. „In keiner Weise akzeptabel“, findet Uldall.

Der Senator sieht durch Preis- und Lohndumping das Ansehen des Standortes Hamburg in Gefahr: „Es gehört zu einem ehrbaren Kaufmann dazu, dass man bestimmte Regeln einhält.“ Ein Appell an die Ehrbarkeit führe zu nichts, kritisiert dagegen Alfons Grundheber-Pilgram vom DGB. Das Problem sei seit Jahren bekannt, trotzdem komme die Politik „über moralische Empörung nicht hinaus“. Grundheber-Pilgram fordert einen gesetzlichen Mindestlohn.

Hamburgs Hoteliers würden den Appell „sehr, sehr ernst nehmen“, versicherte Dehoga-Präsidentin Rose Pauly. Die eigentliche Verantwortung sieht sie aber bei den Reinigungsunternehmen, denn dort würden die Dumpinglöhne gezahlt. Auf die Zahlungsmoral internationaler Hotel-Ketten habe Hamburg ohnehin keinen Einfluss.

Niedriglöhne für Reinemacher gelten als Kavaliersdelikt. Das könnte sich im Mai ändern, wenn das Entsendegesetz auf die Putzleute ausgedehnt würde. Dann hätte ein zu geringer Stundenlohn, im Westen mindestens 7,87 und im Osten 6,36 Euro, strafrechtliche Konsequenzen, sagte Josef Katzer, Vorstandsmitglied der Innung.

Garantie für einen Lohn nach Tarif ist das „Gütesiegel für Gebäudereinigung“. Derzeit lassen sich allerdings nur knapp 40 der etwa 200 Meisterbetriebe in Hamburg freiwillig alle zwölf Monate in die Akten schauen. Die Dienstleitungsgewerkschaft ver.di kündigte an, ab morgen eine Hotline (☎ 040/28 58 18 18) zu schalten. Dort können sich Betroffene über ihre Rechte informieren. Ilka Kreutzträger