Vorsicht, SMS!

Erst das Internet, nun die Mailbox: Im Iran überprüft eine Spezialeinheit jetzt auch Handys auf inkriminierte Inhalte

In der Islamischen Republik Iran wurde laut der Nachrichtenagentur AKI eine Spezialeinheit der Polizei damit betraut, die Mobiltelefone von Passanten auf verdächtige Inhalte zu kontrollieren. Dazu gehören: Witze über den iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad und andere Politiker, Tratsch oder Kritik zu politischen Themen, Mitteilungen über politische Versammlungen oder Treffen – und selbstverständlich pornografische Inhalte von der SMS bis zum Videofilmchen. Seit letzter Woche sind die Zivilpolizisten in den größeren Städten des Landes unterwegs. Auftrag: die betreffenden Inhalte sofort löschen.

Die Mobiltelefone gehörten bislang zu den letzten Möglichkeiten, Informationen frei zu verbreiten. Seit dem letzten Jahr schon ist der Staat bemüht, private Satellitenschüsseln rückzubauen. Inkriminierte Internetseiten werden gesperrt – sogar die Geschwindigkeit der Internetverbindungen wurde per Dekret auf 138 kBit heruntergebremst, um Bloggern das Leben schwer zu machen.

Die Handy-Aktion geht nun selbst dem Vorsitzenden des nationalen Sicherheitsausschusses, Alaeddin Borujerdi, zu weit. Er hat die Polizeiaktion als „komplett illegal“ bezeichnet. Die iranischen BürgerInnen werden diesen weiteren penetranten Eingriff in ihre Privatsphäre wahrscheinlich als „komplett irre“ empfinden.

Vielleicht – oder sogar hoffentlich – gehen die Handy filzenden Sittenwächter damit den berühmten Schritt zu weit. MRE