Tote und Verletzte nach Zugunglück

BAHN Personenzug prallt gegen Güterzug. Ursachen des schweren Unfalls in Sachsen-Anhalt unklar

HORDORF rtr | Bei einem schweren Zugunglück sind in Sachsen-Anhalt mindestens 10 Menschen getötet worden. 18 weitere Menschen seien schwer und 25 leicht verletzt worden, als ein Güter- und ein Nahverkehrszug am Samstagabend nahe Oschersleben frontal zusammenprallten, sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann am Sonntag. Die Opfer wurden von einem Großaufgebot an Rettungskräften in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Angesichts der hohen Zahl an Schwerverletzten sei zu befürchten, dass die Zahl der Toten noch weiter steigen könnte, sagte Hövelmann.

Die Unglücksursache blieb zunächst unklar. Die Ermittlungen liefen in alle Richtungen, sagte der Einsatzleiter der Bundespolizei, Ralph Krüger. Unter anderem würden die Fahrtenschreiber der beiden Züge und die Signalstellungen ausgewertet. Belastbare Ergebnisse gebe es aber noch nicht. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer vermutete menschliches Versagen. Wahrscheinlich sei ein Haltesignal überfahren worden, sagte er am Unglücksort.

Die Kollision ereignete sich am Samstagabend gegen 22.30 Uhr auf einer eingleisigen Strecke nahe der Ortschaft Hordorf auf halber Strecke zwischen Halberstadt und Magdeburg. Die Züge krachten den Angaben nach bei Nebel und zweistelligen Minusgraden mit etwa Tempo 80 ineinander. Die Wucht des Aufpralls war so heftig, dass der Personenzug aus dem Gleisbett auf den angrenzenden Acker geschleudert wurde, während der aus Magdeburg kommende, deutlich schwerere Güterzug auf den Schienen stehen blieb.

Beide Züge gehören privaten Betreibern

Der Leiter des Polizeireviers Börde, Armin Friedrichs, sagte, bislang seien erst zwei Tote identifiziert worden. Nach Angaben des Betreibers des Nahverkehrszuges kamen bei dem Zusammenstoß auch der Lokomotivführer und die Zugbegleiterin des Harz-Elbe-Expresses ums Leben. Der Lokführer des Güterzugs sei verletzt und befinde sich im Krankenhaus, sagte Friedrichs. Erste Befragungen hätten stattgefunden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Angehörigen der Opfer ihr „aufrichtiges Mitgefühl“ aus. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer wollte sich am Nachmittag vor Ort ein Bild der Lage machen. Auch Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube reagierte entsetzt. „Selbstverständlich werden wir alles uns Mögliche tun, um die am Unfall Beteiligten zu unterstützen.“

Beide Züge wurden von privaten Gesellschaften betrieben. Für Gleise, Stellwerke und die Freigabe einer Strecke ist die Deutsche Bahn zuständig.

Der Harz-Elbe-Express fährt für den französischen Konzern Veolia, der zahlreiche Regionalstrecken in Deutschland bedient. Es sei das schlimmste Unglück in der langjährigen Geschichte des Bahnbetreibers in Deutschland, sagte ein Sprecher der Veolia Verkehr Region Nord-Ost. Von den rund 150 Plätzen im Zug sei ein Drittel besetzt gewesen.