BER-Akten für Passanten zugänglich

FLUCHHAFEN

Die Unterlagen tauchten in der Nähe eines früheren Büros von BER-Architekten auf

Die Entrauchungsanlage des BER ist wahrlich keine Meisterleistung, sondern nur ein Gesellenstück: Der Planer der BER-Brandschutzanlage ist kein Diplomingenieur, wie es auf seiner Visitenkarte stand. Alfredo di Mauro hat stattdessen nur einen Gesellenbrief als technischer Zeichner, wie der Stern in dieser Woche aufgedeckt hat.

Di Mauro kam ursprünglich auf die Baustelle, weil der Flughafen ein Planungsbüro mit der Entrauchung beauftragt hatte, und das hatte wiederum di Mauro als freien Mitarbeiter beauftragt. „Die haben mich alle für einen Ingenieur gehalten. Ich habe da nicht widersprochen“, erläutert di Mauro, wie er an den Titel kam. Später machte er in der Flughafengesellschaft Karriere – ohne dass dort jemals jemand sein Diplom sehen wollte.

Letzten Monat hatte Flughafenchef Hartmut Mehdorn bekannt gegeben, dass di Mauro gefeuert sei – also zu einem Zeitpunkt, zu dem er ihn noch für einen Ingenieur hielt. Mehdorns Begründung: „Er hat die Anlage 14 in ihrer vorliegenden nicht funktionsfähigen Form geplant.“ Statt di Mauro war dann Jochen Großmann in der Flughafengesellschaft für die Technik zuständig. Zumindest bis zu diesem Monat, dann wurde auch er gefeuert, nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts aufnahm und es zu einer Hausdurchsuchung kam. Was wirklich dran ist, ist noch ungeklärt.

Über mangelnde Transparenz kann man sich beim Flughafen jedenfalls nicht beklagen: In Lichtenberg machten Passanten einen ungewöhnlichen Fund. Zwei große Container, in denen sonst Bauschutt transportiert wird, waren mit Flughafenakten gefüllt – darunter auch mit Details über Sicherheitsbereiche. Die Unterlagen tauchten in der Nähe des früheren Büros von JSK Architekten auf, die mit Planungsleistungen für den Flughafen beauftragt waren. Einige Passanten nahmen Ordner mit, bis andere die Polizei riefen. Flughafensprecher Ralf Kunkel sprach von einem Bruch der Vertraulichkeit und einem eklatanten Verstoß gegen vertragliche Pflichten. Bei JSK Architekten wird aber nicht mehr viel Schadenersatz zu holen sein: Die Firma hat Insolvenz angemeldet.

SEBASTIAN HEISER