Globalisierte Familienangelegenheiten

WELTMUSIK So haben Sie afrikanische Musik vielleicht noch nie gehört: Toumani und Sidiki Diabaté führen derzeit die europäischen Weltmusik-Charts an und spielen ihr einziges Deutschland-Konzert in Bremen

Es scheint in Mode zu kommen, dass Künstler ihre einzigen Deutschlandkonzerte in Bremen spielen. Gerade erst trat Tom Jones exklusiv im Musical-Theater auf, vor ein paar Monaten kam Rosanne Cash nach Bremen – und nur nach Bremen. Jetzt gastieren Sidiki und Toumani Diabaté, die gerade die europäischen Weltmusikcharts anführen, für ein einziges Deutschlandkonzert in den Schlachthof.

Die Zusammenarbeit der beiden Musiker aus Mali ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: Die beiden sind Vater und Sohn und berufen sich auf eine über 70 Generationen währende Tradition von Kora-Spielern und Griots. Beide sind allerdings nicht nur Wahrer einer Tradition, sondern haben der Kora, eine Harfenlaute, die vor allem in Westafrika verbreitet ist, neue Welten erschlossen. So spielte Toumani Diabaté mit Herbie Hancock, Roswell Rudd, Damon Albarn und Björk, Sidiki, nicht zu verwechseln mit Toumani Diabatés Vater gleichen Vornamens, wandelt auf seine Weise zwischen Tradition und Moderne: In Mali ist er als HipHop-Produzent bekannt. Der familiären Tradition ist er sich allerdings vollauf bewusst und verpflichtet.

Für das schlicht die Vornamen der beiden tragende erste gemeinsame Album beschränken sie sich ganz auf die Kora und zelebrieren ein beseeltes Zusammenspiel, das hinausgeht über traditionelle Spielweisen, was eine nur schwer lokalisierbare Musik ergibt. „Wir sind moderne Griots“, erklärt Toumani, „wir leben in der Stadt, wir sind mit der Welt verbunden.“ Diese Verbindung lässt sich beispielsweise in dem Titel des elegischen „Lampedusa“ dingfest machen. Und „Toguna Industries“ erinnert an ein malisches Unternehmen, das während der jüngsten Krise, als sich viele internationale Unternehmen aus Mali zurückzogen, den Bauern half, die Ernte einzubringen. Mehr Worte braucht es manchmal nicht.  ASL

■ Freitag, 20.15 Uhr, Schlachthof