Nivea-Haus I
: Happy Face mit Pickel

„Ich hab mich extra nicht rasiert“, sagt Ü. Er hat keine Ahnung

Ü. plappert. Dabei ist eigentlich Ruhe angesagt. Kosmetikerin Luana streicht mir mit warmen Händen durchs Gesicht: Reinigungsschaum, Peeling, Gesichtswasser. Wir sind im Nivea-Haus Unter den Linden und kriegen eine Gesichtsanwendung. Meine heißt „Happy face“. Und Ü. plappert. Man merkt, dass er in Sachen Schönheitswellness eher unerfahren ist.

„Ich hab mich extra nicht rasiert, mal sehen, ob die damit klarkommen“, sagt er grinsend, noch bevor wir den blau-weißen Tempel betreten. Als wäre dies ein Spiel, bei dem es darum geht, den anderen hereinzulegen. Ich nicke nur wohlwollend. Während der Anwendung fragt er seine Kosmetikerin aus: Was sie gelernt habe und was sie so verdient. Und ob sie den Pickel auf seiner Stirn verschwinden lassen könne. Er hat wirklich keine Ahnung.

Ich freue mich auf die Vitaminmaske. Vitamine – die sind gut gegen die freien Radikalen, hab ich mal gelesen. Es brennt ein bisschen auf der Haut, aber das ist gut, denke ich, so muss das sein. Ü. kriegt auch eine Vitaminmaske, hält aber nicht durch. Er will unbedingt sehen, wie ich aussehe und lässt sich das Tuch vom Gesicht nehmen. Toll. „Oh Gott“, sagt er, und ich verziehe gequält das Gesicht, was bestimmt sehr kontraproduktiv im Kampf der Vitamine gegen die Radikalen ist. Nun ist er fertig, geht aber nicht runter ins Café, sondern sieht zu, wie ich ein „leichtes Tages-Make-up“ bekomme. Na gut, soll er. „Lipgloss oder Lippenstift?“, fragt Luana, und ich sage „Lipgloss“, obwohl das schon sehr mädchenhaft ist. Aber zur Feier des Tages mal was anderes, denke ich.

Wieder draußen ist Ü. ein bisschen neidisch, dass er nicht geschminkt wurde. Aber er gibt sich spendabel: „Lass uns Kuchen essen im Adlon.“ Nach ein paar Metern dann etwas kleinlauter: „Kannst du auslegen? Ich hab nur fünf Euro dabei.“ Jungs eben.

FRAUKE BÖGER