Ende eines langen Ritts

Eli Wallach konnte reiten. Der in einer italienischen Nachbarschaft in Brooklyn aufgewachsene jüdische Junge entschied sich wegen der niedrigen Gebühren für ein Studium in Texas – und dort gehörten Pferde einfach dazu. Dass er auf ihrem Rücken – und mit der Darstellung von Latinos und Italienern – sein zumindest ökonomisches Glück als Schauspieler machen sollte, kam dem 1915 geborenen Theaterenthusiasten oft genug spanisch vor.

Doch nach dem Krieg, in dem Eli Wallach fünf Jahre als Soldat diente, ging sein langer Ritt los. „Ich komme immer wieder gerne in euer sauberes Dorf.“ Mit diesem zynischen, aber irgendwie auch gutmütigen Satz schwang er sich im Film „Die glorreichen Sieben“ (1960) vom Sattel, um die unterwürfigen Bauern im Norden Mexikos systematisch auszunehmen. Schließlich hatte er als Räuberhauptmann Calvera eine Bande zu ernähren, und er ließ den campesinos immer genau so viel, dass sie wieder säen und ernten konnten: Ein mafiöses, aber auch nachhaltiges Konzept der Ausbeutung – das durch die Hartnäckigkeit von sieben Yankee-Revolverhelden und einem von Horst Buchholz gespielten Mexikanerjüngling in Grund und Boden geschossen wurde.

Wallach war der verkörperte Antiheroismus: „You came back … to a place like this – why? A man like you – why?“, fragt Calvera mit seinem letzten Seufzer den wie ein preußischer Gardeleutnant durch den Staub stolzierenden Yul Brynner, dem er zuvor das Leben geschenkt hat. Im Theater habe er immer den kleinen, missverstandenen Mann gegeben, im Film den Bad Guy. Aber auch Calvera fühlt sich missverstanden vom Pathos der sieben. Und Wallach sagte, dass er im Geldjob Film komplexere Charakter gespielt habe als auf der Bühne. Am Dienstag ist er im Alter von 98 Jahren in New York gestorben. AMBROS WAIBEL