Bomben in Bangkok

Bei mehreren Anschlägen in Thailands Hauptstadt werden mindestens drei Menschen getötet und Dutzende verletzt

BANGKOK taz ■ Thailands Übergangspremier Surayud Chulanont ließ keinen Zweifel daran, wen er hinter den Bombenanschlägen am Sonntag in Bangkok mit drei Toten und Dutzenden Verletzten vermutet: „Nach Regierungs- und Geheimdienstinformationen war dies das Werk von Leuten, die politisch an Macht eingebüßt haben“, so Surayud gestern in Bangkok. Allerdings gebe es dafür noch keine Beweise. Deswegen vermied der Regierungschef es bewusst, den durch einen Militärcoup vom 19. September 2006 entmachteten Expremier Thaksin Shinawatra und dessen Anhänger als Urheber der Attentate zu benennen. Thaksin bestritt gestern jede Verwicklung in die Anschläge.

Unterdessen hat das Militär die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Erstmals seit dem Putsch patrouillierten gestern wieder Soldaten durch die Straßen. Ein Experte der Polizei erklärte, die aus Ammoniumnitrat hergestellten Bomben seien per Digitaluhr gezündet worden. Sechs Sprengsätze waren am Sonntag fast zeitgleich an verschiedenen Stellen in Bangkok explodiert, unter anderem in der Nähe des Einkaufszentrums Central World Plaza. Dort sollten die zentralen Neujahrsfeiern stattfinden. Die wohl schwerste Attacke mit zwei Toten ereignete sich am Victory Monument, einem der belebtesten Verkehrsknotenpunkte Bangkoks. Eine 17-jährige Thai sagte: „Es gab einen lauten Knall, dann sah ich nur noch Menschen mit Blut auf ihren Gesichtern und Körpern.“

Bangkoks Gouverneur Apirak Kosayodhin hatte alle öffentlichen Neujahrsfeiern sofort absagen lassen: „Wir werden die Menschen informieren, sobald wir Näheres wissen.“ Doch bislang hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt. Dementsprechend geteilt sind die Mutmaßungen politischer Experten. Giles Ungpakorn, Politikwissenschaftler an der Bangkoker Chulalongkorn-Universität, erklärte gestern in einem offenen Brief, es kämen drei mögliche Urheber in Frage: Thaksins Anhänger, die Militärjunta selbst oder Aufständische aus dem Süden. Letztere seien derzeit die wahrscheinlichste Erklärung.

Sein Kollege Thitinan Pongsudhirak vermutet die Hintermänner eher unter den Gegnern der jetzigen Übergangsregierung: „Solange die thailändischen Muslim-Separatisten sich nicht zu den Anschlägen bekennen, deutet alles auf das frühere Regime.“ Die fast zeitgleich gezündeten Bomben, so Thitinan, sollten die Militärführung bloßstellen und die Regierung unter Premier Surayud diskreditieren. Vor allem der Junta haftet an, dass sie unfähig ist, die nationale Sicherheit zu gewährleisten. Die jüngsten Anschläge gelten als die schwersten in Bangkok seit zehn Jahren. NICOLA GLASS