Fährschiff gesunken

Rettungskräfte bergen 200 Menschen nach Fährunglück in Indonesien. Noch rund 400 Passagiere vermisst

BANGKOK taz ■ Auch gestern haben Rettungskräfte ihre Suche nach Überlebenden in der javanischen See fortgesetzt. Bislang konnten sie knapp 200 Menschen lebend bergen. Diese hatten sich entweder in Rettungsboote geflüchtet oder sich an im Wasser treibende Bootsteile und Gegenstände geklammert. Rund 400 Passagiere galten am Wochenende noch als vermisst, mindestens 66 Tote wurden bislang geborgen.

Die indonesische Fähre „Senopati Nusantara“ hatte sich auf ihrem Weg von Zentralkalimantan nach Zentraljava befunden. In der Nacht zu Samstag war das Schiff in einen schweren Sturm geraten und innerhalb kurzer Zeit gegen Mitternacht gesunken. Einer der Überlebenden erklärte gegenüber Journalisten, viele Menschen seien im Unterdeck der Fähre nahezu gefangen gewesen, als diese sank. Wer zu spät zu den Rettungsbooten kam oder nicht gegen die Massen ankämpfen konnte, klammerte sich bis zu 24 Stunden an Reifen oder Holzteilen im Wasser fest.

Vor dem Krankenhaus in Rembang in Zentraljava warten unterdessen weiterhin Angehörige darauf, dass die Behörden neue Zahlen über den Stand der Rettungsarbeiten veröffentlichen. „Ich kann nicht mehr weinen“, so der Indonesier Sipan gegenüber der Zeitung Jakarta Post. Sipan hofft, seinen Sohn lebendig wiederzusehen. „Alles, was ich tun kann, ist warten.“

Indes erklärte Verkehrsminister Hatta Radjasa gestern, die Suche nach Überlebenden solle noch mindestens eine Woche fortgesetzt werden. Sowohl Schiffe als auch Flugzeuge suchen derzeit das Unglücksgebiet ab. Allerdings behindern heftiger Wind, hoher Wellengang und schlechte Sicht die Rettungsbemühungen.

Eine Gruppe von 30 Menschen hatte sich auf drei Flöße retten können, so der Minister. Sie wurden per Hubschrauber mit Essen und Trinkwasser versorgt. Nach Angaben der Behörden haben sich 638 Menschen an Bord der Fähre befunden, die offiziell für 850 Passagiere zugelassen war. Meist aber sind die indonesischen Fähren überfüllt. Im viertgrößten Land der Welt mit seinen 17.000 Inseln gehören Schiffe und Fähren mit zu den wichtigsten Transportmitteln.

Deutschland zeigte sich am Wochenende betroffen über das schwere Fährunglück. In einem Schreiben an Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr Mitgefühl mit den Familien, Angehörigen und Freunden der Opfer ausgedrückt. NICOLA GLASS