berlin - rückblick

GEWINNER 06

Die Herbert-Hoover-Realschule. Für ihre Regel, dass Schülerinnen und Schüler auch in der Pause nur Deutsch sprechen sollen, wurde sie mit dem mit 75.000 Euro dotier ten Nationalpreis ausgezeichnet.

Alke Wierth, Redakteurin für Migration und Bildung

WASG-Spitzenfrau Lucy Redler. Auch wenn man von denZielen ihrer Truppe nicht viel halten mag. Es war spannend mitzuerleben, wie die Redler die Berliner und die Bundespolitik aufmischte.

Bert Schulz, Chef vom Dienst

Tegeler, Reinickendorfer, Pankower: Weil das Bundesverwaltungsgerichts, die Klagen gegen den Großflughafen in Schönefeld abgelehnt hat, werden sie in, sagen wir mal, allerspätestens zehn Jahren ihre Ruhe haben.

Claudius Prößer, Redaktionsassistent

Lucy Redler: Vor einem Jahr noch verschrien als verschrobene Trotzkistin einer unbedeutsamen Sektentruppe, hat sie nicht nur der Berliner PDS Schrecken eingejagt, sondern auch den einstigen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine.

Felix Lee, Redakteur für Außerparlamentarisches

Berlin und jeder der hier war in diesem unglaublichen und unglaublich langen Sommer.

Gereon Asmuth, Leiter der Berlin-Redaktion

Walter Momper: Sein Fauxpas bei der Wowereit-Kür hat dem Exregierenden die erste Erwähnung in der überregionalen Presse seit sehr, sehr langer Zeit beschert. Glückwunsch!

Matthias Lohre, Redakteur für Landespolitik

Kulturfreaks: Tanz mit Architekturerlebnis im Radialsystem, Konzerte im Lido, die Akademie der Künste und die Opern als Daueraufreger, das Bodemuseum für erhabene Momente. Und Dussmann hat jetzt auch nachts auf.

Nina Apin, Korrespondentin aus dem lebendigen Berlin

Der Ausbrecher Martin R.: Seit seiner Flucht am 5. September aus dem Gericht ist der 44-jährige millionenschwere Betrüger spurlos verschwunden. Er wurde in Abwesenheit zu elf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Plutonia Plarre, Redakteurin für Justiz und Inneres

Das Darmstädter Pharma-Unternehmen Merck. Es brachte die Übernahmeschlacht um Schering ins Rollen und kassierte fette Spekulationsgewinne.

Richard Rother, Redakteur für Wirtschaft

Klaus Wowereit: Hat die Wahl fast allein entschieden.

Uwe Rada, Redakteur für Stadt- entwicklung

Hoffmann La-Roche, der Chemiegigant, der Tamiflu auf den Markt brachte. Mal gucken, ob das Verfallsdatum auf der Medikamentenschachtel mit der nächsten Vogelgrippewelle zusammenfällt.

Waltraud Schwab, Reporterin

VERLIERER 06

Die Schülerinnen und Schüler der Herbert-Hoover- und der Rütli-Schule, die trotz des Rummels um ihre Schulen keine besseren Chancen auf Ausbildungs- und Arbeitsplätze haben.

Alke Wierth

Der Palast der Republik: Man hätte ihm nach der langen Debatte einen schnellen Abgang gewünscht. Jetzt dauert seine Demontage ein Jahr länger als geplant - und man leidet jedes Mal mit, wenn man an seinem Skelett vorbeiradelt.

Bert Schulz

Die Anwohner von Schönefeld: Sie kriegen die volle Dröhnung. Einer muss eben immer bluten.

Claudius Prößer

Lucy Redler: Für mehr als 2,9 Prozent reichte es bei den Abgeordnetenhauswahlen dennoch nicht.

Felix Lee

Klaus Wowereit: Im ersten Wahlgang wegen zwei Enthaltungen durchgefallen.

Gereon Asmuth

Volker Ratzmann: Der Grüne wäre so gern Senator geworden. Jetzt bleibt ihm nur die Führung einer Oppositionsfraktion. Und die muss er sich auch noch teilen.

Matthias Lohre

Die Staatsoper: Während sich der Chef der Opernstiftung, der Regierende Bürgermeister und der Bund ums Geld streiten, kracht‘s im Gebälk. Wahrscheinlich kommt die Schließung durch den TÜV schneller als die Finanzierung.

Nina Apin

Die Berliner Polizei verliert mit dem 42-jährigen Uwe Lieschied einen engagierten Kollegen. Der Zivilfahnder wird - bei einem nächtlichen Einsatz an der Hasenheide von einem flüchtenden Handtaschenräuber erschossen.

Plutonia Plarre

Schering: Gibt‘s nicht mehr. Sondern nur noch als Bayer-Tochter.

Richard Rother

Die Grünen: Hätten sich gern vor den Karren spannen lassen.

Ulrich Schulte

Klaus Wowereit: Hat den Gewinn definitiv allein verspielt.

Uwe Rada

Die Demokratie, denn Nazis sitzen seit September in fünf Bezirksparlamenten.

Waltraud Schwab

HYPE 06

Der Rummel um die Oper ,,Idomeneo“. Während die einen Panik vor der Kapitulation der Demokratie vor dem Islamismus schürten, mussten die unvorbereitet unter Verdacht gestellten Muslime noch den Namen der Oper üben.

Alke Wierth

Die Rütli-Schule hat sich mit nur einem Brief in den Chroniken der bundesrepublikanischen Schulgeschichte verewigt - und ist zugleich zum Synonym für eine Schrottschule geworden. Setzen, sechs!

Bert Schulz

Seit ,,Knallhart“ ist Neukölln nicht mehr die Bronx von Berlin, sondern von Deutschland. Gibt man sich als Bewohner zu erkennen, wird das jetzt beinahe mit einem Hauch von Bewunderung quittiert. Hinziehen will dennoch keiner.

Claudius Prößer

Die Inszenierung des Regierenden Bürgermeisters zum knuddeligen ,,Wowi“, den man einfach lieb haben muss. Nach der Wahl zeigte Wowereit, wie maulig er sein kann. ,,Wowi“ blieb ein Sommermärchen.

Matthias Lohre

Das Web 2.0: Plötzlich kam man sich ohne eigenen Blog und MySpace-Account vor wie ein Fossil. Zum Glück stellte sich bald heraus, dass die meisten anderen ebenfalls keine Ahnung hatten.

Nina Apin

Die Umbenennung der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße.

Plutonia Plarre

Die Berliner Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG). Die Kiezquerulantentruppe hat es nur in alle Medien geschafft, weil sie der neuen Linkspartei bundesweit schaden konnte. Die Quittung gab‘s bei der Wahl.

Richard Rother

Der neue Hauptbahnhof: Ein Bahnhof ist ein Bahnhof ist ein Bahnhof - und keine Kathedrale.

Ulrich Schulte

Die WM, bevor sie begonnen hat.

Uwe Rada

,,Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ - die geniale Sitcom aus dem Berliner Bezirk in dem Träume noch an Bäumen wachsen.

Waltraud Schwab

IRRTUM 06

Wir werden Weltmeister!

Alke Wierth

Marcelinho, lange hochgejubelte, viel beschriebene und letztlich völlig überschätzte Hertha-Diva. Nach seinem Abgang im Spätsommer spielt die ,,alte Dame“ jedoch genauso gut bzw. schlecht - wie immer. Eben durchschnittlich.

Bert Schulz

Prügelnde Nazis auf der Schönhauser. Ein Italiener mit einer zertrümmerten Kniescheibe war ein Simulant - was der öffentlichen Sensibilität für rechte Gewalt geschadet haben dürfte. Schließlich gibt es wirklich Prügelnazis.

Claudius Prößer

Nach dem brütend heißem Juli folgt ein ebenso unerträglich heißer August. Pustekuchen. Der Ende Juli gekaufte Ventilator steht noch heute unausgepackt neben dem Redaktionsschreibtisch.

Felix Lee

,,Guten Tag, mein Name ist Friedbert Pflüger. Ich möchte Regierender Bürgermeister werden“: Ein bis dahin unbekannnter CDU-Politiker am 23. Januar.

Gereon Asmuth

Ungezählte Berliner blickten im Herbst sehnsuchtsvoll auf das Bundesverfassungsgericht. Sie erhofften von ihm eine Erlösung von den Schulden. Die blieb bekanntlich aus. Das schmerzt bis heute.

Matthias Lohre

Dass der ,,entspannte Patriotismus“ während der WM aus den Deutschen tolerante Weltbürger machen würde. Kaum war die Fanmeile abgebaut, wurden wieder Ausländer durch Ostberlin gejagt und Flüchtlinge abgeschoben.

Nina Apin

Der Wrangelkiez ist kein Pariser Vorort.

Plutonia Plarre

Aus den Milliardenhilfen für Berlin wurde nichts. Die Verfassungsrichter änderten kaltschnäuzig die föderale Geschäftsgrundlage: Arme Länder sollen künftig selbst klar kommen - damit die reichen reicher werden können.

Richard Rother

Die BVG und ihr Preiserhöhungswahn. Wenn der letzte Kunde Auto fährt, werdet ihr merken, dass man teure Tickets nicht essen kann.

Ulrich Schulte

WASG: Links ist mehr als alter Wein in Lucys Schläuchen.

Uwe Rada

Die 40.000 Zwangsprostituierten, die zur WM eingeschleust werden sollten, aber nicht kamen. Immerhin scheint es nun mehr ,,verantwortliche Freier“ zu geben, denen nicht gleichgültig ist, wie es ihrem Gegenüber geht

Waltraud Schwab

SPRUCH 06

,,Unsere Freiheit wird am Hindukusch und im Wrangelkiez verteidigt“: Ulf Poschardt am 21. 11. 2006 in der Welt. Poschardt ist Chefredakteur der ab Februar 2007 erscheinenden deutschen Ausgabe von Vanity Fair.

Alke Wierth

,,Der Finanzsenator Sarrazin ist ja bekannt für seine passenden und meistens unpassenden Vergleiche“: Klaus Wowereit zieht seiner wandelnden Sparkasse kurz vor der Abgeordnetenhauswahl die Zähne.

Bert Schulz

,,Ich bin eine Genussraucherin“: Die neue Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher ist davon überzeugt, dass sie bei einer Tagesdosis von zehn Zigaretten - natürlich! - jederzeit aufhören kann.

Claudius Prößer

,,Hartz IV hat mehr gebracht als viele wahrhaben wollen. Sozialhilfeempfänger werden endlich mit Arbeitslosen gleichgestellt“: Franziska Eichstätt-Bohlig (Grüne). ,,Ja, auf Sozialhilfeniveau“: Antwort von Harald Wolf (PDS).

Felix Lee

,,Es ist zumindest so, dass man in der Tat Formen von einfacher Reproduktion schwer hinbekommt“: Kultursenator Thomas Flierl (PDS) klagt über das strukturelle Problem von Politikern: Mangel an Zeit für Sex.

Gereon Asmuth

,,Ich habe meine Mutter in Hannover, meine künftigen Schwiegereltern und enge Freunde. Meine Heimat ist Hannover - das halte ich hoch und heilig“: Friedbert Pflüger, übrigens Hannoveraner, im Berliner Wahlkampf.

Matthias Lohre

,,Ist das noch Boheme oder schon die neue Unterschicht?“: die Band Britta.

Nina Apin

,,Ich liebe die Deutsche Oper sehr. Ich möchte nicht erleben, dass sie eines Tages nicht mehr da ist“: Innensenator Körting zur Intendantin der Deutschen Oper. Die befürchtet darauf einen Anschlag und setzt Mozarts ,,Idomeneo“ ab.

Plutonia Plarre

,,Das Elterngeld schafft einen Schonraum für Eltern, sich Zeit für ihr Kind zu nehmen“: Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Die Idee stammt aus der DDR - im ,,Babyjahr“ erhielten Frauen 100 Prozent ihres letzten Lohns.

Richard Rother

,,Nein!“ Klaus Wowereit auf die Frage, ob er seine Kinder in Kreuzberg zur Schule schicken würde.

Ulrich Schulte

,,Es ist vor allem traurig, davon noch mehr zu profitieren“: Zinedine Zidane über Marco Materazzis Buch zum ,,Kopfstoß“ im WM-Finale.

Uwe Rada

,,Willkommen am Cap Mehdorn“.

Waltraud Schwab

ORT 06

Der Pankower Unterbezirk Heinersdorf, wo sich um den Bau einer Moschee durch eine 200 Köpfe zählende muslimische Splittergemeinde ein Kulturkampf entwickelt hat.

Alke Wierth

Das Olympiastadion, vielmehr: sein Rasen. Im Januar von der Fifa noch als Waschlappen diskreditiert, der keine Eröffnungsfeier für die WM überleben würde, stellte das schöne Grün seine Qualität spätestens im rüden Finale unter Beweis.

Bert Schulz

Die entlastete Entlastungsstraße. Dank des einst so geschmähten Tiergartentunnels können hier wieder die Kaninchen hoppeln. Jetzt fehlt nur noch die Wochenendsperrung der Straße des 17. Juni.

Claudius Prößer

Mitte Feld, der Ort zum WM-Gucken an der Brunnenstraße. Und natürlich Riesenräder, mobile, immer wieder oben.

Gereon Asmuth

Die ,,Fanmeile“. Betrunken rumstehen und schwitzend Fußball gucken war früher. In diesem Jahr gab es dort tolles ,,Public Viewing“ und super ,,entspannten Patriotismus“. Beides hat das Halbfinalaus nur kurze Zeit überdauert.

Matthias Lohre

Der Wrangelkiez: Unschlagbare Mischung aus Dorfidylle, Ausgehmeile und brutalem Realismus. Obwohl ich seit Jahren dort wohne, wurde ich bis her weder in Bandenkonflikte noch in Schlägereien mit der Polizei verwickelt.

Nina Apin

Drei Jahre seines Lebens verbringt der Mensch auf der Toilette. Der Vorsitzende der World-Toilet-Organisation WTO) Jack Sim besucht die taz und stellt fest, dass die Klos im Rudi-Dutschke-Haus ziemlich zu wünschen übrig lassen.

Plutonia Plarre

Der Flughafen Schönefeld: 16 Jahre nach der Wende begann hier endlich der Bau des neuen Zentralflughafens der Region. Wenn alles Vernünftige so lange dauert, wird es die Gemeinschaftsschule in 50 Jahren immer noch nicht geben.

Richard Rother

Unser Balkon in Neukölln: Nirgendwo macht Public Viewing mehr Spaß.

Ulrich Schulte

Die Fanmeile: Vor der WM wäre es undenkbar gewesen, dass an diesem Ort nicht nur Bratwurstberliner auf Kuttenträger, sondern auch Szeneberlin auf internationales Flair trifft. Privat: die alte Fischerei in Altenhof am Werbellinsee.

Uwe Rada

Das Strandbad Plötzensee: Nirgendwo ist Berlin gleichzeitig so nah und so weit weg.

Waltraud Schwab

BEGEGNUNG 06

Zugezogenen Landeier treffen zum ersten Mal seit langem wieder auf die schreckliche Idylle ihrer Heimat - auf der Berlinale in ,,Sehnsucht“, Valeska Grisebachs beeindruckendem Film über eine Beziehungskrise in der Brandenburger Pampa.

Bert Schulz

Panda Baobao und die kinderlos gebliebene Freundin Yan Yan. Doch leider lief im Oktober das Visum für Yan Yan ab. Chinesische Behörden kündigen an, im neuen Jahr zu Verhandlungen nach Berlin zu kommen.

Felix Lee

Laut singende Nachtigallen im Tiergarten am Rand der Fanmeile. Gereon Asmuth

Klaus Wowereit und der Zeitgeist. Eine Fußball-WM lang verbanden sie sich, und nicht schien sie trennen zu können. Doch die Liaison verblasste im Herbst. Sie wollen Freunde bleiben.

Matthias Lohre

Fleischtheke im Supermarkt an der Wrangelstraße: Ein junges Mädchen mit Kopftuch fragt ein anderes ohne Tuch: ,,Ey, sag mal, kaufst du jetzt voll Hackfleisch oder was?“ Die andere darauf: ,,Nee, Pute, du Opfer!“

Nina Apin

Berlins beliebtestes Sommerbad, das Prinzenbad in Kreuzberg, feiert seinen 50. Geburtstag.

Plutonia Plarre

Klaus Maria Brandauer trifft Campino zur ,,Dreigroschenoper“. Ein Stück, das alles zum Fall Ackermann u. ä. sagt.

Richard Rother

Berlin mit der Realität. Nein, es gibt keinen Cent vom Bund!

Ulrich Schulte

Die Studenten der Germanistik, die ich in Sarajevo kennen gelernt habe. Fast alle waren als Kriegsflüchtlinge in Deutschland und auch in Berlin. Sie haben viel nach Berlin gebracht und vieles wieder zurück.

Uwe Rada

Die Fledermaushorde, die sich Anfang des Herbstes in mein Schlafzimmer verirrte und eine ganze Weile ihre Runden über mir drehte.

Waltraud Schwab

VERSCHWENDUNG 06

Die Love Parade kommt zurück, nach zwei Jahren Pause. Muss man noch mehr sagen?

Bert Schulz

Für zehn Millionen Euro hatte der ,,visionäre“ Gastronom Peter Glückstein das ,,Metropol“ am Nollendorfplatz zum ,,Goya“ hochgejazzt - ein Edelklub für alle, wie es hieß. Im März war der Tanztempel pleite.

Claudius Prößer

Nach elfjähriger Bauzeit für rund 390 Millionen Euro wird der 2,4 Kilometer lange Tiergartentunnel eröffnet. Wer am Potsdamer Platz auf der Suche nach einem Parkplatz nur eine Nebenstraße verpasst hat, landet schwupps im Wedding.

Felix Lee

44 Prozent: Kein Direktkandidat bekam mehr Stimmen als Scott Körber (CDU) im Wahlkreis Tempelhof 7. Erst danach wurde bekannt, dass der 35-Jährige seit einem Jahr krankgeschrieben war. Für den Wahlkampf war er fit genug.

Gereon Asmuth

Die Patriotismusdebatte. Über Wochen verwechselten Feuilletonisten allen Ernstes Fahnen schwenken mit der Sorge um das Gemeinwesens. Tausende Bäume mussten für die Herstellung der entsprechenden Zeitungsseiten ihr Leben lassen.

Matthias Lohre

Da hatte sich Architekt Hans Kollhoff ganz umsonst ins Zeug gelegt und das ehemalige Metropoltheater am Nollendorfplatz zum eleganten Klub ,,Goya“ aus geschwungenem Beton gemacht. Leider war das Konzept schlecht.

Nina Apin

81 Millionen Euro gibt das Land Berlin für den Bau einer neuen Männerjustizvollzugsanstalt im brandenburgischen Großbeeren.

Plutonia Plarre

Die ständigen Ärzteproteste. Statt immer nur mehr Geld der Versicherten zu fordern, sollten sich die Weißkittel lieber um eine sinnvolle und bezahlbare Medizin für alle kümmern.

Richard Rother

Die Sondierung der SPD mit den Grünen.

Uwe Rada

Dass der Bahnhof Zoo für ICEs vom Streckennetz genommen wurde.

Waltraud Schwab

DEBÜT 06

Auch wenn‘s kein echtes Debüt war: Die Wiederaufführung von Neuenfels‘ ,,Ideomeneo“- Inszenierung an der Deutschen Oper wollte zwar keiner wirklich sehen, aber plötzlich mussten alle hin.

Bert Schulz

Vorbei, vorbei, der Kreuzberger Revolutionäre 1. Mai ist endlich vorbei (frei nach Peter Licht). Hoch lebe der internationale Mayday der Prekarisierten (frei nach Karl Marx).

Felix Lee

Der Hauptbahnhof: Zu kurzes Dach, zu wenig Fahrkartenautomanten und zu grau. Aber ansonsten: groß!

Gereon Asmuth

Lucy Redler: Die WASG-Spitzenkandidatin hat es binnen weniger Monate von einer kleinen Trotzkistengruppe in die ,,Sabine Christiansen“-Runde geschafft.

Matthias Lohre

Klaus Staeck, neuer Präsident der Akademie der Künste. In seiner Treppenrede brillierte der Satiriker mit Leichtigkeit, Witz und Selbstironie. Er sprach sogar von Revolution. Vielleicht wird ja nächstes Jahr was draus.

Nina Apin

Die Eröffnungsfeier des Hauptbahnhofs fällt ziemlich blutig aus.

Plutonia Plarre

Christian Schreier: Der neue Trainer des 1. FC Union Berlin führte den Aufsteiger erst ruckzuck an die Spitze der Regionalliga Nord - und nach einer Niederlagenserie dahin, wo er wohl hingehört: ins gesicherten Mittelfeld.

Richard Rother

Die CDU entdeckt durch ein Volksbegehren gegen die Rudi-Dutschke-Straße die Basisdemokratie.

Ulrich Schulte

Auch wenn es schon 2005 war. Thomas Ostermeiers Inszenierung von ,,Hedda Gabler“ an der Schaubühne. Und natürlich: Sasa Stanisic‘ Roman ,,Wie der Soldat das Grammophon repariert“.

Uwe Rada

Meine erste Eins-zu-eins-Begegnung mit Wowereit. Ich wollte wissen, ob er Leute, die ihm unangenehme Fragen stellen, tatsächlich so arrogant herunterputzt, wie man es ihm nachsagt. Er tut es!

Waltraud Schwab

ABGANG 06

Das spurlose Verschwinden des türkeistämmigen Anwalts, der Pflügers Wahlkampfteam als Integrationsbeauftragter unterstützen sollte. Er wollte ausländische Sender, die islamistische Propaganda verbreiten, mit Störsendern bekämpfen.

Alke Wierth

Die Traditionsnamen von Schering und Bewag werden von Großkonzernen ersetzt. Die Trauer darüber mag Gefühlsduselei sei. Richtig ist aber, dass sich der Kapitalismus wieder ein bisschen weiter vom Konsumenten entfernt.

Bert Schulz

Aromen von Granatapfel, Mandel, Tabak, Brombeere und Leder konnten unerfahrene Verkoster nicht herausschmecken. Trotzdem schmeckte der am Viktoriapark gelesene ,,Kreuz-Neroberger“ Riesling verblüffend lecker.

Claudius Prößer

Am 24. März wird der erste Fall von Vogelgrippe in Berlin bekannt. Bei einem toten Mäusebussard. Später müssen auch Schwäne dran glauben. Der Kinderbauernhof im Görlitzer Park muss seine Tierchen einsperren.

Felix Lee

Der Bahnhof Zoo: Jedes Mal wenn man im ICE durchrauscht, fragt man sich, wie man dort überhaupt auf Züge warten konnte.

Gereon Asmuth

Ebenfalls Lucy Redler: Die kehrte nach der Wahl zurück nach Trotzkistan.

Matthias Lohre

Kultursenator Thomas Flierl hat vor seinem Abgang noch das Mauergedenkkonzept durchgezogen, seinem Nachfolger einen DT-Intendanten reingewürgt und dafür gesorgt, dass Klaus Wowereit lange an der Opernstiftung zu kauen hat.

Nina Apin

Der Winter: Zum letzen Mal gespürt am 14. März mit minus 13,6 Grad.

Plutonia Plarre

Marcelinho: Auch bei seiner Verabschiedung im Juli blieb der oft geniale Hertha-Fußballprofi seinem Wesen treu - er kam zu spät. Jetzt kickt der Brasilianer in der türkische Provinz, bei Trabzonspor.

Richard Rother

10.000 unschuldige Grillwürstchen kommen in Untersuchungshaft, nur weil gerade ,,Gammelfleisch-Skandal“ ist.

Ulrich Schulte

Stefan Liebich von der Linkspartei. Alle wichtigen Ämter abzugeben, um in der zweiten Reihe mehr Zeit für Privates zu haben, ist für Politiker ungewöhnlich.

Uwe Rada

Heuschnupfen im Dezember.

Waltraud Schwab

ACCESSOIR 06

Es kann viele verschiedene Formen annehmen, ist aber auf jeden Fall schwarz-rot-gold. Und ich habe keins.

Alke Wierth

Die Deutschland-Fahne am Auto. Wieder ein Grund, sich keines anzuschaffen.

Bert Schulz

Hunderte in Schwarz-Rot-Gold gewandete Plüschelche auf dem Wühltisch bei Ikea-Tempelhof, irgendwann im Oktober. Darüber das Schild ,,Meine Zeit ist vorbei, ich muss raus.“ Wie wahr!

Claudius Prößer

Bionade Lychi-Forte in der praktischen Petflasche.

Felix Lee

Das Einstecktuch von André Schmitz. Der stets gut gekleidete neue Kulturstaatssekretär hat, was seinem Chef Klaus Wowereit abgeht: Schliff.

Matthias Lohre

Die Herrenhandtasche: Erst verschämt von ein paar Metrosexuellen durch die Klubs getragen, inzwischen schon von ausgewachsenen taz-Kollegen verwendet.

Nina Apin

Das Messer - kein anderer Gegenstand kommt auf Berlins Straßen so oft zum Einsatz.

Plutonia Plarre

Der kleine BVG-Liniennetzplan, mit dem immer mehr Touristen auf den U-Bahn-Höfen herumhantieren. Die Berliner können so lange schon mal nach englischen Vokabeln suchen, um den Gästen den Weg zu erklären.

Richard Rother

Das Handy der Lieblingskollegin, das uns viermal täglich (gefühlt: 27-mal) mit Tango-Musik beschallt.

Ulrich Schulte

Ein neues Subnotebook: so klein, so leicht, so großer Akku. Damit ist‘s unterwegs noch schöner.

Uwe Rada

Die Überwachungskamera am Pergamonmuseum, die über Monate hinweg unbemerkt das Wohnzimmer unserer Bundeskanzlerin Merkel ins Visier nehmen konnte.

Waltraud Schwab