Schulausgaben stagnieren seit Pisa

Bildungsökonom Klaus Klemm kritisiert Stillstand bei Investitionen in Wissen. 100 Euro mehr pro Kopf – im ganzen Jahr

BERLIN taz ■ Auf den ersten Blick war es eine gute Nachricht. Im Jahr 2004 sind die Ausgaben für Bildung gestiegen. Für jeden Schüler werden im Schnitt in Deutschland 100 Euro mehr ausgegeben. 4.700 waren es 2004 im Schnitt gegenüber 4.600 Euro ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt gestern mit.

In der Realität könnte sich eine Klassenlehrerin (wenn sie es dürfte) etwa für drei Stunden eine zusätzliche Lehrkraft einkaufen. Drei Stunden mehr im Jahr – je Schüler. Tatsächlich jedoch bleibt alles beim Alten. „Inflationsbereinigt sind 100 Euro mehr pro Schüler keine Steigerung“, sagte der Essener Bildungsökonom Klaus Klemm der taz. Klemm kritisierte, dass damit die Investitionen in Wissen stagnieren – obwohl es einen erheblichen Bedarf an Mehrausgaben für deutsche Schulen gibt.

Klemm geht in seiner Kritik noch weiter. Nach der Veröffentlichung der Pisa-Studie Ende 2001 seien die öffentlichen Bildungsausgaben inflationsbereinigt gesunken. Klemm nannte ein Minus von rund 2 Milliarden Euro der öffentlichen Haushalte für Bildung von 2002 bis 2003. Die Eltern mussten allerdings tiefer in die Tasche greifen – für Lernmittel und für Nachhilfe.

Beim Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt liegt Deutschland, so Klemm, gut ein halbes Prozent unter dem OECD-Schnitt. Wollte die Bundesrepublik den Wert erreichen, müsste sie jährlich 10 Milliarden Euro mehr ausgeben – um den Schnitt von OECD- Spitzenreiter Schweden zu erreichen sogar 40 Milliarden.

Differenziert nach Schultypen ergibt sich für 2004 bei den Ausgaben pro Schüler folgendes Bild: Während für Gymnasiasten im Schnitt 5.400 Euro pro Schuljahr ausgegeben werden, lagen die Ausgaben für einen Grundschüler bei 4.000 Euro. Die frühe Bildung, von Politikern immer als besonders wichtig genannt, verfügt damit weiterhin über wesentlich weniger Geld als die weiterführenden Schulen.

Dass mehr Geld nicht mehr Qualität bedeuten muss, zeigt ein Vergleich der Bundesländer. Während in Hamburg und Berlin pro Schüler im Schnitt am meisten Geld ausgeben wird – nämlich 5.900 Euro in Hamburg und 5.200 Euro in Berlin, gibt Nordrhein-Westfalen als Schlusslicht im Jahr nur magere 4.400 Euro pro Schüler aus – alle drei Länder haben bei der Pisa-Studie in etwa gleich schlecht abgeschnitten.

FLORIAN HOLLENBACH