LESERINNENBRIEFE
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Rot-Grün schmeckt wässrig

■ betr.: „Wie schmeckt Rot-Grün 2011?“, taz vom 15./16. 1. 11

Ihr Titelbild sagt doch alles: nach außen (solange in der Opposition) nicht ganz so schlimm, aber innen – oh je: teilweise hohl, wässrig, fade, mit hinlänglich bekannten Nebenwirkungen, dafür mit kleiner Pseudo-Garnitur für den anspruchsvolleren Geschmack – eben so wie Wintertomaten aus dem Treibhaus schmecken. Beim Einkauf gibt’s die bewährten Wintergemüse und Wintersalate vom Wochenmarkt. Bei unseren „Volksvertretern“ ist die Auswahl leider nicht so groß. REGINA HAGEN, Darmstadt

Ich bin erzürnt über die taz

■ betr.: „Ein Gespenst geht um in der Linkspartei“, taz vom 10. 1. 11

Als taz-Leserin der ersten Stunde bin ich über das Niveau der Berichterstattung mehr als erzürnt. Ich war ganztägig auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz und finde die Diskriminierung der TeilnehmerInnen und RednerInnen unerhört. Was sollen die Aussagen „80 -jährige DDR-Nostalgiker mit Kordhosen und 20-Jährige mit rot gefärbten Haaren“ oder die Überschrift „Genosse Krenz isst Würstchen“. Warum wurden die Fragen und Antworten von Gesine Lötzsch nur rudimentär wiedergegeben? Keine Erwähnung fand der Historiker und Soziologe Moshe Zuckermann aus Israel, der die dortigen politischen Realitäten sehr kritisch dargestellt hat. ELFRIEDE KRUTSCH, Berlin

Heteros müssen sich nicht outen

■ betr.: „Schwuler Sinkflug“, taz om 14. 1. 11

Ist es für Schwule/Lesben, die in der Öffentlichkeit stehen, Pflicht sich zu outen? Nur ein guter Schwuler bekennt sich öffentlich? Ist es so besonders? Ich denke, es ist einfach normal. Heteros müssen sich auch nicht ständig bekennen, und das ist auch gut so! Bei der taz-Berichterstattung über Herrn Westerwelle, der nicht mein Lieblingspolitiker ist, wurde schon des Öfteren auf sein Schwulsein Bezug genommen – ist mir unangenehm als unsachlich aufgefallen und jedes Mal denke ich: Haben die es nötig, wie Tratschweiber zu agieren? Vielleicht ist er gar nicht feige, sondern möchte einfach nur, dass sein Privatleben auch ein solches bleibt? Das ist sein gutes Recht und mir eher sympathisch. AMELIE HALLIER-SCHIERLING, Erlangen

Interessen der Autoindustrie

■ betr.: „Das Autorennen“, taz vom 15./16. 1. 11

Danke für den spannenden und unterhaltsamen Artikel „Das Autorennen“. Der Elektroauto-„Hype“ hat wenig mit ökologischem Fortschritt zu tun, wenn die vorhandenen Strukturen der Energieversorgung erhalten bleiben und wenn in der Verkehrspolitik von fast allen Parteien primär die Interessen der Automobilindustrie vertreten werden. Die Elektroauto-„Offensive“ ist keine ökologische, sie stabilisiert die Strukturen in der Energieversorgung (Kohle und Atomkraft) und ändert nichts an der häufig falschen Verkehrspolitik. Die Mobilitätsform Fahrradfahren, Zufußgehen und ÖPNV werden gezielt diskriminiert. Elektromobilität ja, aber nicht auf Kosten der anderen Mobilitätsformen. Wie sehr beispielsweise Fahrradfahrer/innen im Straßenverkehr diskriminiert werden, kann man gut in Köln und anderen Städten „besichtigen“. STEFAN KUNTERDING, Köln

Kleine Strukturen unterstützen

■ betr.: „Bauern und Bürger zur Kasse“, taz vom 14. 1. 11

„Da zahl ich mich ja dumm und dämlich“, rief jüngst eine neue Bioladenkundin aus, die wegen erhöhter Dioxinwerte in Fleisch in den Bioladen eilte. Was sind uns Lebensmittel wert? Es geht ja nicht nur um das Wohl der gehaltenen Tiere, sondern auch um unsere Gesundheit. Nun können wir sehen, dass Billigproduktionen nicht nachhaltig sind, und in diesem Dioxinskandal ist plötzlich jeder direkt betroffen. Wir als Erzeuger von Bioprodukten können uns im Moment darüber freuen, da die Nachfrage und Wertschätzung unserer Produkte gestiegen ist. Die Biobranche war selbst in Skandale verwickelt und zwar immer dort, wo die Strukturen groß und unübersichtlich waren. Man denke an Dioxin in Mais aus der Ukraine (wie regional ist das denn?). Die Gefahr ist groß, dass nun Betriebe, die bio und konventionell produzieren, mit ihren konventionellen Eiern (die sich jetzt stapeln) einmal um die Scheune laufen und Bioeier draus machen. Kontrollen sorgen nicht für 100-prozentige Sicherheit. Die Firma RoBerts hat es auch geschafft, 1.000 Tonnen konventionelles Geflügelfleisch als Biofleisch zu verkaufen. Die Firma war zu groß. Ich wünsche mir, dass kleine Strukturen unterstützt werden, denn diese sind transparent. BRITTA FLEGEL, Kröterhof, Waddeweitz