Bei Loewe hat sich Lohnverzicht gelohnt

Die Beschäftigten der Luxus-TV-Firma bekommen vom Unternehmen Millionen Euro zurück, auf die sie 2004 verzichtet hatten. Die Stundung des Lohnes hatte die Sanierung des angeschlagenen Betriebs beschleunigt. Nun stellt Loewe wieder ein

VON STEPHAN KOSCH

Drei Millionen Euro will der Fernsehgerätehersteller Loewe aus Kronach (Bayern) im kommenden Jahr seinen Mitarbeitern extra bezahlen. Das kündigte Vorstandsvorsitzender Rainer Hecker gestern an. Mit einem Weihnachtsgeschenk hat das allerdings wenig zu tun. Die Mitarbeiter bekommen Lohn zurück, auf den sie vor zwei Jahren im Rahmen der Sanierung des Unternehmens verzichtet hatten.

Der Hersteller von Luxus-TV-Geräten hatte den Trend zu Fernsehern mit flachem Bildschirm verschlafen und war 2003 in die roten Zahlen gerutscht. Der Einstieg des japanischen Sharp-Konzerns, der mittlerweile knapp 30 Prozent der Aktien hält, brachte technisches Know-how und frisches Kapital. Loewe überlebte und erwartet für 2006 ein Vorsteuerergebnis von zwölf Millionen Euro.

Allerdings forderte die Sanierung auch Opfer. 190 Mitarbeiter wurden betriebsbedingt gekündigt, insgesamt fielen 300 Stellen weg. Die verbliebenen 1.000 Mitarbeiter verzichteten 2004 auf Gehalt. In der Produktion wurde die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich gekürzt. Die Mitarbeiter verzichteten zusätzlich auf ein halbes Monatssalär, die Angestellten in der Verwaltung gaben ein ganzes Monatsgehalt. „Ohne diese Beiträge hätte das Unternehmen nicht so schnell saniert werden können, und es wären mehr Arbeitsplätze verlorengegangen“, sagte Firmensprecher Roland Raithel der taz.

Ab Januar werden die Mitarbeiter der Produktion wieder voll arbeiten, von den 300 gestrichenen Stellen wurden 50 wieder neu besetzt. „Wir haben auch einige Mitarbeiter wieder eingestellt, von denen wir uns damals getrennt haben.“ Das von den Mitarbeitern zur Verfügung gestellte Geld wird ihnen nach der Hauptversammlung im Mai zurückgezahlt, plus Verzinsung von 25 Prozent. Diese wurde 2004 vertraglich festgelegt.

„Leider gibt es so eine hohe Verzinsung nicht in jedem Fall“, sagt IG-Metall Sprecher Georgios Arwanitidis. Ansonsten sei der Abschluss eines Sanierungsvertrages für die Gewerkschaften keine außergewöhnliche Sache. Von den fünf- bis sechstausend Unternehmen, die im Arbeitgeberverband Gesamtmetall organisiert seien, hätten 800 Betriebe eigene Verträge mit den Gewerkschaften abgeschlossen, die von den Flächentarifen abweichen. Allerdings müsse ein Blick in die Bücher belegen, dass der Lohnverzicht einen Beitrag zur Sanierung leisten könne.