Suche nach Lösungen

Nach den Wochenendkrawallen beraten Kopenhagener Politiker über Vorgehen in Sachen Jugendzentrum

STOCKHOLM taz ■ Nach den gewaltsamen Unruhen und Massenfestnahmen am Wochenende im Gefolge einer Demonstration für ein Jugendzentrums im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro hagelt es gegenseitige Schuldzuweisungen. Aber es soll auch einen neuen Anlauf geben, eine politische Lösung aus der verfahrenen Situation zu finden. „Wir können Nørrebro nicht einfach explodieren lassen“, erklärte Line Barfod, rechtspolitische Sprecherin der linken „Einheitsliste“.

Heute wollen sich Vertreter von vier linken Fraktionen im Stadtrat von Kopenhagen zu neuen Gesprächen treffen – darunter auch die Sozialdemokraten, die mit Ritt Bjerregaard die Oberbürgermeisterin der Hauptstadt stellen. Nach Ansicht weiter Teile der Parteibasis hätten die Sozialdemokraten zu wenig getan, um zu einer Lösung zu kommen. Die Jugendlichen hätten in dem Haus 25 Jahre ihre eigene Kultur aufgebaut, da könne man nicht sagen: Tut uns Leid das war’s, erklärte ein Vorstandsmitglied der Kopenhagener Sozialdemokraten vor der Presse: Die Politik hätte die Verantwortung, einen neuen Treffpunkt für die Jugendlichen zu finden. Oberbürgermeisterin Bjerregaard hatte bislang die Schuld auf ihre Vorgänger geschoben, die mit dem Verkauf des Hauses nicht mehr rückgängig zu machende Fakten geschaffen hätten.

Man werde sich trotz der Unruhen weiter für das Jugendhaus engagieren, erklärte am Montag Mette Munk Hansen, Sprecherin der aus 300 Organisationen und Einzelpersonen bestehenden Vereinigung „Bürger für ein Jugendhaus“ im dänischen Rundfunk: „Wir haben befürchtet, dass so etwas passieren könnte. Das beweist auch, wie wichtig unsere Arbeit war und ist.“ Die Jugendlichen hätten mehrere friedliche Kundgebungen veranstaltet, aber es scheine sich erst etwas zu bewegen, wenn es Gewalttätigkeiten gebe.

Eine Sprecherin der Pressegruppe des Jugendhauses selbst wies den Gedanken eines Umzugs in ein anderes Haus nicht mehr grundsätzlich zurück: „Niemand hat uns bis jetzt ein seriöses Angebot gemacht“, erklärte sie gegenüber der Tageszeitung Politiken. Bis auf drei Personen waren am Montag alle am Samstag Festgenommenen wieder auf freiem Fuß. Ein Teil von ihnen muss allerdings mit Strafverfahren rechnen.

REINHARD WOLFF