der homosexuelle mann … von ELMAR KRAUSHAAR
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… wird nicht verwöhnt mit Fernseh-Präsenz. Nun gut, es gibt stapelweise schwule Komiker und Moderatoren, und viele Komödien oder Serien beschäftigen inzwischen auch eine schwule Nebenfigur. Aber die ernsthafte journalistische Betrachtung homosexueller Belange ist nicht gefragt. Umso gespannter durfte man sein auf die Dezember-Ausgabe des RBB-Magazins „Monolux“, einem Ableger von „Polylux“. Eine ganze Sendung über homosexuelle Themen! So das Versprechen der Moderatorin Tita von Hardenberg, dem Guido Knopp des Lifestyles. Mit lasziver Gestik schafft sie es, noch aus jedem Thema eine Frage von Zeitgeist und Oberfläche zu machen.

Das ließ nichts Gutes erwarten für das Homo-Special, und auch nicht die Hardenberg’sche Ankündigung im schwulen Stadtblatt Siegessäule, eine Sendung zu machen für „eine wirklich spannende Zielgruppe“ mit einer „Menge toller Themen“. Zugegeben, die Moderatorin war nie eine Meisterin des gesprochenen Wortes, aber so viel Floskeln und Hülsen waren nie, als die Sendung endlich ausgestrahlt wurde. „Die Stimmung in der Gay-Scene ist super!“ – Was für ein Einstieg! Dann kam sie auf die besondere „Ausrichtung“ ihrer Zielgruppe, um schließlich bei den Lesben zu landen: „Werden jetzt die Lesben so gay wie die Schwulen?“ Natürlich, lautet die Antwort im Beitrag, Lesben lassen es jetzt so richtig krachen, schmeißen ihr Geld ebenso gern zum Fenster raus wie Schwule, mit ihrer „neuen Genussfreudigkeit“ ist die Emanzipation vollzogen: „Lesben und Schwule – ein echter Wirtschaftsfaktor!“

Aber: „Es ist nicht alles gay, was glänzt!“, bringt uns Frau von Hardenberg wieder zurück auf den Teppich und leitet über ins Aids-Elend. Der darauf folgende Beitrag musste vor langer Zeit schon einmal in „Polylux“ den Trend zum Barebacking bebildern und taugt jetzt immer noch dazu, die neuen alarmierenden HIV-Infektionszahlen zu veranschaulichen. Nur ein bisschen runter vom Tremolo-Tempo ging es im nächsten Beitrag über Schwule, die ihr Partnerglück im Internet versuchen. Vereinsamen sie dabei nicht völlig? Bleiben die Kneipen nicht leer, wenn alle ihr Sexleben nur noch über den Monitor organisieren? Und: Welche Gefahren birgt dieser „abgeschlossene Kosmos, in dem es alles gibt, nur keine störenden Heteros?“ So plappert sich das Thema dahin, bis die Moderatorin wieder den warnenden Zeigefinger hebt: „Kaum von der Gesellschaft akzeptiert, ziehen sich die Schwulen wieder in ihre Nischen zurück. Das ist gefährlich!“

Aber so richtig gefährlich für die „Gays“ ist es nur noch in der Provinz. Hier ist „der alte Hass noch präsent“, und zum Beweis kriegt Eric aus Eberswalde von Neonazis eins aufs Maul – als ob das nicht passieren könnte im Prenzlauer Berg. Aber was soll’s, der Kontrapunkt Provinz wird gebraucht, um die Stadt noch attraktiver zu machen: „Ohne ihre Gay-Scene wäre die Hauptstadt noch ärmer, als sie ist.“

Nein, Menschen und ihr wirkliches Leben kommen in diesem Magazin nicht vor, nur Karikaturen und Klischees, die ganzen ollen Kamellen, neu aufpoliert. Da wünschte man sich die eine oder andere Nische, in die man sich zurückziehen könnte, um von einer Tita von Hardenberg nicht zugemüllt zu werden mit derlei dumpfer Homo-Folklore.