Positiv im Negativen

Rabimmelrabammelrabumm: Mainz hat als Tabellenletzter nichts zu lachen, feiert aber trotzdem

MAINZ taz ■ An den Bratwurstständen vor dem Mainzer Bruchwegstadion war der gewohnte Optimismus vorm Spiel gegen den FC Bayern München ungebrochen. Mainz gewinnt, so die einstimmige Prognose der Nullfünf-Anhänger. Knapp zwei Stunden später war der Optimismus in Trotz umgeschlagen. Als das Spiel längst entschieden war und die Bayern einen verdienten 4:0-Vorsprung herausgeschossen hatten, mit dem die Mainzer am Ende noch zufrieden sein mussten, da startete das Mainzer Publikum die La-Ola-Welle und feierte seine Mannschaft, als ob es viernull für die Klopp-Elf stünde. Daraufhin weigerte sich Marco Rose nach Spielende, das obligatorische Humba-Täterä der Fans mitzumachen. „Ich unterstelle das niemandem, aber ich hatte das Gefühl, die wollen sich lustig machen“, sagte der Linksverteidiger.

Auch der „ausgesprochen frustrierte“ Präsident Harald Strutz hätte es lieber gesehen, wenn die Mainzer Fans ihr Team „mal so richtig ausgepfiffen hätten“, um die Mannschaft bei der Ehre zu packen. „So geht es nicht! Das war mehr als zu wenig. Man kann gegen Bayern München verlieren, aber es war in der zweiten Hälfte kein Aufbäumen zu erkennen“, ereiferte sich Strutz über die Leistung der 05er.

Dabei hatten die Mainzer, wie so oft in den Heimspielen, gut begonnen. Zwanzig Minuten lang war der Tabellenletzte aggressiv in den Zweikämpfen zu Werke gegangen und hatte versucht, dem Rekordmeister den Schneid abzukaufen. Eineinhalb Chancen durch Imre Szabics sprangen heraus, die der Ungar, wie so oft, kläglich vergab. Danach schlichen sich, wie eigentlich immer, Unkonzentriertheiten ein, die Spritzigkeit und die Ordnung gingen verloren, das Mittelfeld wurde auf- und das Spiel hergegeben. Für die Führung durch Salihamidzic benötigten die Bayern noch einen Eckball. Danach überzeugte das Team von Felix Magath durch unaufgeregtes Kombinationsspiel über viele Stationen, gespickt mit zahlreichen Seiten- und Tempowechseln. Der zweite Treffer kurz vor der Pause durch Roy Makaay, der ungewohnte Spielgestalterqualitäten offenbarte, war logische Folge und Vorentscheidung zugleich.

Die Verantwortlichen des FC Bayern München zeigten sich durchaus zufrieden mit der Leistung ihrer Mannschaft. „So stellen wir uns das vor. Die Mannschaft hat nach der Führung konzentriert weitergespielt“, sagte Manager Uli Hoeneß. Und Magath fügte hinzu, dass sein Team endlich „energischer gespielt“ habe als in den Partien zuvor. Die Bayern erfüllten die Anforderungen ihrer Vorgesetzten diesmal bravourös, weil sie konsequent und mit viel Freude die Unzulänglichkeiten der Mainzer zu zwei weiteren Toren durch Pizarro (64. Minute) und Schweinsteiger (66.) nutzten.

Mainz hatte da schon resigniert, lief den Bayern und dem Ball nur noch hinterher und nahm die beiden Gegentore fast ohne Gegenwehr hin. Keine Gelbe Karte und 70 Prozent Ballbesitz für München sprechen eine deutliche Sprache – und erklären sowohl die Reaktion des Präsidenten als auch der Anhänger.

Jürgen Klopp sah das Positive des Spiels darin, dass die verkorkste Vorrunde nun beendet sei. „Wir müssen das Geschehene erst mal sacken lassen“, sagte der Trainer. „Wir werden zwei, drei Spieler integrieren und uns neu aufstellen.“ Klopp hat den Verein noch lange nicht abgeschrieben. „Es gibt zwei Möglichkeiten für die Rückrunde: eine lockere Abschiedstour oder eine wilde Aufholjagd.“ Und um mit allen Spekulationen um seine Tätigkeit als Trainer aufzuräumen, fügte er hinzu: „Ich habe vor, bei der wilden Aufholjagd dabei zu sein.“ Die Mainzer Fans, die laut Klopp lediglich ihre Verbundenheit ausdrücken wollten, werden auch wieder kommen. Aber es war zu spüren, dass die Hoffnung auf den Klassenerhalt kleiner geworden ist. Neben dem ironischen Beifall war auch ein bekanntes Martinslied zu hören: „Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Dort oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir. Mein Licht geht aus, wir gehen nach Haus, Rabimmelrabammelrabumm.“

BASTIAN HENRICHS