Der Export boomt, der Konsum stagniert

KONJUNKTUR Die deutsche Wirtschaft wächst wieder. Bruttoinlandsprodukt steigt 2010 um 3,6 Prozent

WIESBADEN afp/taz | Die deutsche Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr aus der Krise gearbeitet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2010 um 3,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Das ist das größte Wirtschaftswachstum seit der Wiedervereinigung; schon in diesem Jahr soll das Vorkrisenniveau wieder erreicht sein.

Das starke Wirtschaftswachstum habe in seinem Ausmaß selbst die Statistiker überrascht, erklärte der Präsident des Statistischen Bundesamts, Roderich Egeler. Die positiven Zahlen seien jedoch „vor dem Hintergrund zu sehen, dass die deutsche Wirtschaft 2009 die größte Rezession ihrer Geschichte verkraften musste“. Im Krisenjahr 2009 war das BIP um 4,7 Prozent gesunken – einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik.

Das Wachstum geht vor allem auf ein wiedererstarktes Exportgeschäft zurück. Der Export stieg 2010 um 14,2 Prozent, und die Investitionen haben 2010 um 10,7 Prozent zugelegt. Der staatliche und der private Konsum haben demgegenüber lediglich 0,9 Prozent hinzugewonnen.

Positive Meldungen verkündeten die Statistiker auch vom Arbeitsmarkt. Mit rund 40,5 Millionen Arbeitenden gab es nach ihren Angaben 2010 so viele Erwerbstätige wie nie zuvor. Besonders stark sei die Zahl derer angestiegen, die im Bau- und im Dienstleistungsgewerbe tätig seien, hier vor allem im Bereich der Leiharbeit. Die Industrie hingegen habe auch im Boomjahr 2010 rund 1,7 Prozent des Personals abgebaut.

Der DGB warnte vor Optimismus. Das gute Wachstum habe die Leiharbeit und damit das Lohndumping florieren lassen, erklärte der Gewerkschaftsdachverband. Hier müsse das Prinzip „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ durchgesetzt werden; zudem brauche es flächendeckende Mindestlöhne.