Rummel um Riesenräder beendet

Am Ostbahnhof wird kein Riesenrad entstehen. Investor stampft Pläne ein. Damit ist der Weg für das Konkurrenzprojekt am Zoo frei. Senat und Bezirke haben keine Einwände

Der Kampf ist vorbei: Das höchste Riesenrad der Welt soll am Zoo gebaut werden. Monatelang hatte das Ringen zweier Investoren die Stadt in Atem gehalten. Genau konnten die Berliner jeden Winkelzug der Konkurrenten verfolgen. Die Stadt teilte sich wieder in zwei Lager. Die einen unterstützten den amerikanischen Anschutz-Konzern und hofften auf ein gigantisches Fahrgeschäft in Friedrichshain-Kreuzberg. Die anderen hatten ihr Herz der Great Berlin Wheel GmbH & CoKG geschenkt. Die Firma will ein 185 Meter hohes Trumm direkt neben den Zoo setzen. Und kann jetzt jubeln, denn die Amerikaner, die ein 180-Meter-Rad neben ihre geplante Veranstaltungshalle am Ostbahnhof bauen wollten, geben auf.

Grund für den Rückzug seien Terminprobleme, sagt Anschutz-Sprecher Moritz Hillebrand. „Wir wollten kein halbfertiges Riesenrad neben unserem Entertainment-Zentrum“, erklärt Hillebrand. Außerdem habe die beauftragte Firma keinen überzeugenden Plan zu Finanzierung und Betrieb vorgelegt.

Für das Rad am Zoo stehen die Chancen jetzt gut: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hatte zwei Riesenräder ausgeschlossen. „Aus unserer Sicht spricht nun nichts mehr gegen den Standort Zoo“, sagt Sprecherin Manuela Damianakis. Die Entscheidung liege jedoch bei den zuständigen Bezirksämtern. Auch die geben grünes Licht: „Das Bebauungsplan-Verfahren ist mitten im Gange“, bestätigt Monika Thiemen, Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf. Wenn alles gut gehe, könne der Bau des Riesenrads im Frühjahr 2007 beginnen, so Thiemen. Finanzsenator Thilo Sarrazin schloss sich an und nennt den Standort Zoo „sehr geeignet“. „Das ist für uns der Startschuss, nun kann es zügig losgehen“, freut sich auch Zoodirektor Jürgen Lange.

120 Millionen Euro will sich die Firma Great Berlin Wheel das Rad kosten lassen. Mit 185 Metern Höhe wird es nur vom Fernsehturm überragt werden. „Anschutz-Sprecher Hillebrand zeigt Sportsgeist: „Es ist wichtig, dass Berlin überhaupt ein Riesenrad bekommt.“

Nur die Tierschützer können dem Prachtstück nichts abgewinnen. Sie fürchten, die benachbarten Nashörner könnten sich von dem Rummel den Spaß am der Fortpflanzung verderben lassen. Zoodirektor Lange sieht darin aber keine Gefahr: „Unsere Nashornkuh ist schon tragend“. So ist es wahrscheinlich, dass die Berliner ab 2008 von oben auf ihre Nashörner blicken– aus dem weltgrößten Riesenrad. Darauf, so Hillebrand, solle man sich aber nichts einbilden: „In China ist schon ein höheres Rad geplant.“ SEBASTIAN KRETZ