BERUFERATEN
: Geld fürs Auto

Am allerbesten finde ich Taxis. Aber das sage ich nicht

Ich habe zu wenig geschlafen in diesem Jahrzehnt. Ich habe letzte Nacht zu wenig geschlafen. Ich blicke auf. Zwei Mädchen stehen vor mir. Ob sie mir einige Fragen zu meinem Beruf stellen dürfen. „Braucht ihr das für die Schule?“ Sie nicken synchron.

Wie mein Beruf genau bezeichnet sei? Was ich den ganzen Tag zu tun hätte? Ob ich mich heute für einen anderen Beruf entscheiden würde? Ich sage Ja. Welches Auto ich mir von dem Gehalt leisten könne? Ich sage, ich fahre Fahrrad. Ich überlege kurz, ob ich ihnen sagen solle, dass ich Car-Sharing nutze, aber dann müsste ich erklären, was das ist, und dafür bin ich zu müde. Ich nicke noch mal und sage, dass ich kein eigenes Auto brauchen würde, nur mal von hier nach da, und das würde ich mir dann ausleihen. „Ist das alles?“, frage ich. Die beiden sehen zufrieden aus, sie haben keine Fragen mehr.

Die eine kichert, die andere faltet den Fragebogen vorsichtig zusammen und steckt ihn in die Seiten eines Physikbuches. Physik, sicherlich, auf dem Cover sehe ich einen Blitz, daneben eine Glühlampe. Physik in der Schule war das, was ich nur schwer verstanden habe.

Was sie selbst mal werden wollen, frage ich. „Polizistin“, sagt die, die ein geblümtes Kopftuch trägt. „Ärztin“, sagt die andere, die eine wasserstofffarbene Betonfrisur hat. „Das ist gut“, sage ich, „dann könnt ihr euch bestimmt ein Auto leisten, wenn ihr eins wollt.“ Die beiden lächeln. „BMW“, sagt die angehende Ärztin. „Und du?“, frage ich die andere. „Mercedes“, sagt sie. „Welches Auto finden Sie am besten?“, fragt die Polizistin. Ich finde Autos am besten, in die zwei oder drei Kindersitze passen und die uns schnell und sicher von da noch dort bringen, in die man CDs drücken kann und die beim Einparken zu piepen beginnen, wenn man etwas anderem zu nah kommt, aber am allerbesten finde ich Taxis. Aber das sage ich nicht. BJÖRN KUHLIGK